Minimalistische Dekoration

Wahrscheinlich gibt es kaum eine Zeit im Jahr, in der so viel dekoriert wird, wie im Winter. Natürlich verstehe ich, dass man sich die dunkle Periode aufhübschen möchte. Während mein Partner also vor Freude ganz verzückt bereits Wochen im Voraus der Saison den Schmuck aus dem Lager kramt, hege ich als Minimalist regen Unmut gegen Deko-Artikel. Der Konsens lautet: Deko ja, aber bitte minimalistisch.

Sicherlich stehe ich mit diesem Problem in einer Partnerschaft nicht allein da. Tatsächlich kann ich mich sogar glücklich schätzen, dass wir es wenigstens beide schlicht mögen. Bei meinem Hang zum einen Extrem, bringt mein Partner so immerhin etwas Farbe ins Haus. Apropos…

Farbe an den Wänden

Dort liegt nämlich schon der erste Streitpunkt: Wenn es nach mir ginge, blieben alle Wände weiß, denn das ist funktional und erspart in vielerlei Hinsicht Arbeit, zumindest beim Ein- und Auszug. Als Mensch, der oft umgezogen ist, kann ich ein Lied davon singen, wie nervenaufreibend Streichen von Wänden sich gestaltet. Mein Partner findet das nicht wohnlich. Also einigten wir uns auf eine paar Regeln:

  • Es gibt exakt eine Leitfarbe. Dass diese dem Farbschema meines Blogs entspricht kommt nicht von ungefähr, denn trotz ihrer hohen Sättigung ist sie nicht so grell, dass sie Aufmerksamkeit auf sich zieht. Stattdessen wirkt die Farbe angenehm beruhigend.
  • Die übrigen Wände sind entweder aschweiß oder in einem etwas dunkleren Grau.
  • Keine Bilder an den Wänden. (Als Mensch, der den ganzen Tag von Bildern umgeben ist, schätze ich zu Hause eine gewisse visuelle Ruhe.) Keine Wandtatoos mit Grafiken, thematischen Schlüsselwörtern oder Weisheiten. Sprich: Die Wände bleiben frei.

Damit kommen wir bisher ganz gut zusammen klar. Einzig bei den Bildern gibt es regelmäßig neue Versuche, die Regeln zu umgehen. Deshalb steht das eingerahmte Foto des Lieblingshundes mal auf der Tontruhe, mal in einem Eckregal.

Die Problematik mit Dekoration

Von meiner familiären Veranlagung her, hätte aus mir eigentlich ein Deko-Liebhaber werden sollen. Ich erinnere mich auch noch an meine Begeisterung für Kunsthandwerk in jungen Jahren. Dann bekommt man im Laufe der Jahre hin und wieder dekorative Artikel geschenkt. Die wenigsten davon sind praktisch. Manche sind in Ordnung. Die meisten, die ich in Geschäften sehe, wollte ich nicht mal in der Wohnung stehen haben, wenn ich dafür bezahlt würde.

Doch da hören die Contra-Argumente nicht auf. Je älter ich wurde, desto mehr störte ich mich an rein dekorativen Objekten:

  1. Dass etwas einfach nur schön aussieht, genügt mir nicht, um es mir zuzulegen. Es soll auch noch eine nützliche Funktion innehaben.
  2. Saisonale Deko steht einen Großteil des Jahres in der Abstellkammer, um dann für wenigen Wochen “genutzt” zu werden. Das entspricht im Prinzip dem Auto, dass einen Großteil des Tages irgendwo parkt, um dann für eine Stunde am Tag gefahren zu werden. Effizienter Besitz ist etwas anderes. Und wenn ich für jede Saison die passende Dekoration wollte, bräuchte ich wesentlich mehr Platz, den man sonst ebenso gut für anderes nutzen könnte.
  3. Scheinbar gibt es auch im Rahmen von Deko Sammlungen, beispielsweise von Engelsfiguren und dergleichen. Meiner Beobachtung nach hören diese nie auf zu wachsen. Es fängt mit einem extra Schrank zur Lagerung an. Dann wird es ein zusätzlich benötigter Raum. Doch wo endet es? Bei einem extra Haus?
  4. Konträr zur wachsenden Sammlung gibt es auch in der Dekobranche Modeerscheinungen. Deko geht äußerst selten kaputt. Stattdessen wird sie oft entsorgt, weil sie nicht mehr dem Zeitgeist entspricht. Auf diesen verschwenderischen Umgang mit Geld und Ressourcen habe ich keine Lust.
  5. Als nomadisch veranlagter Mensch gibt es im Gepäck keinen Platz für Dekoration.

Daraus ergibt sich im Grunde auch schon, welche Mittel ich nutze, um die Wohnung aufzuhübschen.

Licht

Da eine dunkle Wohnung kaum einladend ist, empfiehlt es sich, durch den gezielten Einsatz von Lampen mehr Stimmung zu erzeugen. Sieht schön aus und man sieht etwas. Was will man mehr?

Farbtemperatur

Entscheidend beim Wohlfühlfaktor von Lichtquellen ist unter anderem die Farbtemperatur des Leuchtmittels. Warmes Licht (bis 3200K) wirkt gemütlicher. Je höher die Farbtemperatur in Kelvin, desto ungemütlicher wirkt es. Tageslichtlampen haben eine Farbtemperatur von 5600K.


Noch ein Tipp: Deckenlampen erzeugen weniger atmosphärisches Licht im Vergleich zu Standlampen. Außerdem wird ein Licht unangenhemer je heller es ist, also je mehr Leistung einem Leuchtmittel zugeschrieben wird. (Mehr Watt, weniger Gemütlichkeit.) Hier gilt es, die richtige Mitte zu finden. Schließlich möchte man ja auch etwas lesen können.

Im Winter darf darüber hinaus auch noch die eine oder andere Lichterkette Balkon, Heizung und Regal erleuchten. Kerzen sind auch in Ordnung, solang sie angezündet werden und nicht nur Jahre lang ungenutzt rumstehen.

Pflanzen

Die grünen Freunde bringen wortwörtlich Leben ins Haus. Gleichzeitig reinigen sie, der Photosynthese sei Dank, noch die Luft und tragen zu einem angenehmeren Raumklima bei. Darüber hinaus kommen sie nie aus der Mode.

Werden sie pfleglich behandelt, wachsen und gedeihen sie, sodass man mittels Ablegern Klone erzeugen kann, um entweder die Liebsten zu versorgen oder den eigenen heimischen Garten erweitern kann. So vermeidet man den potentiellen Raubbau in der Natur.

Zu guter Letzt können Pflanzen einfach kompostiert werden, wenn sie “kaputt” gehen. Die kompostierte Erde nährt dann wiederum andere Pflanzen. Biologisches Recycling könnte man sagen. Nachhaltiger geht es kaum.

Schlicht designte Nutzobjekte

Täglich nutzen wir eine Vielzahl von Werkzeugen. Ebendiese nehmen einen Platz in unseren Wohnungen ein. Manche mögen den Großteil der Zeit in einer Schublade auf ihren nächsten Einsatz warten. Andere sehen wir ständig. Da bietet es sich doch an, wenn uns ihr Design zusagt.

Meiner Meinung nach bewähren sich unaufdringliche Objekte, denn dann stören sie zumindest schon mal nicht. Naturmaterialien sind zeitlos. Die oben beschriebenen Aspekte für Farbe an den Wänden lassen sich auch auf Nutzobjekte anwenden.

In diesem Beitrag hatte ich schon mal auf auf die zehn Thesen für gutes Design von Dieter Rams aufmerksam gemacht. Wenn die mal nicht aktueller denn je sind…

Dinge, die man bereits hat

Nun spielt für meinen Partner zur Winterzeit saisonale Dekoration auch eine wesentliche Rolle. Er möchte explizit dem Anlass gebührend dekorieren. Praktischer Weise gibt es noch ein paar Überbleibsel aus meine jungen Jahren, namentlich:

  • ein Mini-Lichterbogen
  • ein Räucherpilz
  • ein Klangkarussell

Da ihm das nicht genug war, hat er angefangen aus altem Geschenkpapier und Pappkartons Schneeflocken, Sterne und Tannenbäume auszuschneiden. Ja, ich liebe ihn für seinen Einfallsreichtum, wenn es darum geht, unsere Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. 😍

Foto Tannenbaum aus Papier
Unser Tannenbaum

O Tannenbaum…

Das Festtagslied beteuert ja, wie der Tannenbaum (oder äquivalent andere Nadelbäume bis auf die Lärche) mit ihrem immergrünen Kleid verzaubern. Leider ist die Realität für die Bäume, die sich Milliarden Haushalte jährlich ins Wohnzimmer holen eine andere. Nach wenigen Tagen tangeln die Bäume, denn im Grunde sind sie tot. So werden unzählige Bäume angebaut und gefällt, nur um für wenige Tage Dekoration spielen zu können.

Alternativen dazu gibt es jedoch:

  • Öffentliche Bäume, die von allen Menschen gleichermaßen bewundert werden können.
  • Eingetopfte statt gefällte Bäume, die nach den Feiertagen wieder eingepflanzt werden können.
  • Wiederverwendbare Bäume – Die aus Plastik sagen mir persönlich nicht zu, doch es gibt auch Alternativen aus Holz oder Papier.

Passend dazu habe ich heuer vom Partner einen Adventskalender geschenkt bekommen, der aus einem Buch besteht. Öffnet man es, entfaltet sich ein dreidimensionaler Tannenbaum, den man dann mit den Anhängern aus dem Kalender täglich schmücken kann. Sozusagen ein wiederverwendbarer Tannenbaum und Adventskalender in einem. <3

So viel zu unserer Dekoration. Jetzt interessiert mich: Wie dekoriert ihr, falls ihr dekoriert? Schreibt es gern in die Kommentare.

Alles Liebe
Philipp

6 Kommentare

Antworten

  1. Der glasklare Vorteil an weihnachtlicher Deko: Irgendwann ist sie ja wieder weg. 😉 Ich kann damit so gar nichts anfangen. Ihr habt aber wirklich gute Lösungen gefunden und genau durch diese gegensätzlichen Dekowünsche, entstehen dann ja auch eure gemeinsamen, ganz eigenen Varianten. Das ist doch auch was wunderbares.

    • Hallo Gabi,

      von der Seite aus habe ich es noch gar nicht betrachtet. :D

      Ja, ich bin auch sehr glücklich über den gemeinsam gefundenen Weg.

      Lieber Gruß
      Philipp

  2. Du ahnst aber schon, dass du die Engelsammlungen deiner Vorfahren erbst?😉
    Und denkst du an unsere Weihnachtsbaumalternative vom Vorjahr ( und auch diesem), wurde sogar einer 2. Verwendung zugeführt als Futterstation für Vögel.
    Ich finde Weihnachtsdekoration in Maßen, nicht grell und nicht blinkend, toll. Sie macht das zu Hause noch gemütlicher und die Straßen freundlicher, wenn ich im dunklen zur Arbeit gehe oder nach Hause. Allerdings würde mein Mann aus Spargründen gerne darauf verzichten 😉

    • Ich hoffe, dass uns noch ganz viele Jahrzehnte zusammen bleiben, bevor ich dieses Erbe antrete. ;)

      An eure Alternative habe ich beim Schreiben tatsächlich gedacht. Gibt es wieder ein Foto? Dann lade es doch gerne hoch. :)

      Die Diskussion um die Stromkosten haben wir auch schon geführt, denn während er die wenigen Passanten unseres “Hinterhofs” mit Licht erfreuen möchte, frage ich mich, warum die Balkonbeleuchtung eingeschaltet bleiben soll, wenn wir gar nicht zu Hause sind. Immerhin sind es heutzutage alles engergiesparsame LEDs.

      Aber es stimmt, denn all die Lichter machen die sonst so graue Stadt im Winter freundlicher. Beim Spaziergang gestern sind wir über einige volldekorierte und -beleuchtete Vorgärten gestoßen. Da gibt es wohl ganz Dekorierwütige. :D Auch wenn es nicht unser Geschmack ist (Stichwort: grell und blinkend), hat es uns ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

      Lieber Gruß
      Philipp

  3. Ich schneide manchmal Schneeflocken aus Papier fürs Fenster, das is dann nich nur Weihnachtsdeko sondern Winterdeko und kann länger hängenbleiben.
    Manchmal hab ich einfach kleine weiße Pünktchen ans Fenster gemalt mit nem Schaufenstermarker. Ein Wisch, alles wieder weg. Kein Müll.

    Auf dem finnischen Weihnachtsbasar habe ich mal aus Birkenrinde hergestellte Baumschmuckanhänger in form von Schneeflocken und Sternen gekauft, die hängen an meiner Lampenschiene. In 5 Min. aufgehängt, in 5 Min. abgehängt, kein Aufwand :D

    Für mehr bin ich eindeutig zu faul :D

    • Hallo Cloudy,

      Faulheit ist ein gutes Stichwort! Denn beim Putzen freue ich mich über jedes Objekt weniger, dass ich erst woanders hinstellen muss, um die Fläche darunter reinigen zu können. Deine minimale Deko würde mir auch zusagen. :)

      Lieber Gruß
      Philipp

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