Was brauchen wir denn nun wirklich?

Dann und wann, von Zeit zu Zeit gehen Dinge zu Bruch. Das waren nicht gerade wenig im vergangenen Jahr – bei mir zumindest. Und gerade dann frage ich mich: Will ich mir das jetzt wirklich noch mal kaufen?

Wenn ich so zurückschaue sind es vor allem zwei Dinge, die zu Bruch gingen: Kleidung und Technik.

Bei ersterem ist mir klar, dass es an meinem reduzierten Kleiderschrank liegt. Denn nun trage ich meine Kleidung jede Woche, wasche sie entsprechend häufiger und sie nutzt sich schneller ab. Es ist eben nichts für die Ewigkeit. (Dennoch finde ich es skandalös, dass meine Schuhe selten ein halbes Jahr überleben, von einem ganz zu schweigen. Und das bei zwei Jahren gesetzlicher Gewährleistung…)

Was Technik angeht, gilt wohl wirklich die Weisheit von Sofia: Dinge ohne Ein-Schalter halten prinzipiell länger. In meinem Fall ausgefallen sind unter anderem: Handy, externe Festplatte, Kamera. Zugegeben ungünstiges Timing, dass alles in kurz aufeinanderfolgenden Abständen den Dienst versagte. Aber wohl nicht zu ändern.

Deshalb mag ich ja analoge Dinge unglaublich gern, meine Taschenuhr beispielsweise. Die ist sogar extra zum Aufziehen, damit ich keine Batterien benötige. Trotzdem bleibt sie neuerdings immer mal für zwei Stunden stehen, bevor sie sich weiterdreht! Vielleicht mache ich ja auch etwas falsch?

Bei all den Berichten über geplante Obsoleszenz und Fast Fashion kann ich mir das ehrlich gesagt nicht vorstellen. Und dann ist da ja noch die böse Werbung, die einem all das verkaufen möchte, was man gar nicht benötigt.

Deshalb wird, besonders unter Minimalisten, ja gern zwischen Bedürfnissen und erzeugtem Verlangen unterschieden, wie etwa hier von Herrn Rubenbauer. Wenn ich nun wirklich nach dieser Definition gehe, brauche ich fast nichts. Neben all den Haarpflegeprodukten und verschiedenen Lotionen eigentlich auch Seife nicht. Es gibt ja schon Menschen, die ohne Seife leben.

Die Frage ist viel mehr, wie weit ich bereit bin, meine Lebensumstände zu verlassen, und ab wann es für mich meine Lebensqualität mindert. Solang ich nicht den Eindruck habe, ist ja alles im grünen Bereich. (Dass ich in nicht allzu ferner Zukunft gar nicht mehr die Möglichkeit haben mag, sei mal dahin gestellt.)

Das finde ich allerdings gar nicht ausreichend. Denn jeder, das heißt ich auf jeden Fall, hat doch ab und an den Hang zum Schönen – mitunter auch bei Gegenständen. Das finde ich in zweierlei Hinsicht interessant.

Einerseits, weil ich einen Artikel von Frau Momo gelesen habe. In diesem geht es um das Begehren von Dingen. Tatsächlich ist es doch so, dass wir diejenigen Gegenstände, die wir wirklich begehren, letztlich auch benutzen. Das ist doch gut. Denn all die anderen Gegenstände liegen nur ungenutzt in de Ecke.

Um wahre Begehren von Impulsivkäufen zu unterscheiden hilft übrigens eine 30-Tage-Liste ganz gut. Das tut sie wirklich. Denn mit etwas Abstand und Zeit wird recht deutlich, ob wir nicht eigentlich versuchen, ein anderes Bedürfnis zu kompensieren. Oder man vergisst die Sache einfach, weil ja eigentlich noch so viel anderes passiert. Mir schießt dann meist die Frage, ob ich überhaupt Kapazitäten (Platz, Geld, Zeit, Folgebesitz) habe, den Gegenstand zu nutzen, durch den Kopf. Oder, ob ich den Gegenstand mit auf eine Reise nehmen würde.

Auf den zweiten Interessanten Aspekt bin ich durch Minimalismus 21 aufmerksam geworden. Ich erkenne mich in diesem Artikel voll wieder. Da ist mir auch besonders wichtig, mich selbst zu fragen, wie beständig mir Dinge gefallen. Die Farben Schwarz, Weiß und Grau haben es mir nicht ohne Grund so angetan. ;)

Ich sehe dabei aber durchaus auch einen Zwiespalt: Sachen bis ultimo benutzen kann unglaublich ermüdend sein. Da tut es gut zu wissen, wie man Sachen abgeben kann, sodass sie weiter benutzt werden. (Apfelmädchen und sadfsh gaben jüngst nützliche Tipps!)

Doch egal, wie man es anstellt: Besitz minimalistisch zu halten, kann sich schnell zum eigenen Hamsterrad entwickeln. Hier noch etwas loswerden und dort noch etwas austauschen und …

Deshalb, liebe Kinder, die ihr hier mitlest: Fragt euch vor jedem Kauf, ob ihr es wieder kaufen würdet (und wieder und wieder und wieder, jedes Mal), wenn es kaputt geht. Und ob ihr auch jedes Mal wieder so viel Geld reinstecken wolltet. Denn es wird kaputt gehen, das garantiere ich euch, auch wenn ihr jetzt der Überzeugung seid, dass es ewig halten möge.

Euer Ich in wenigen Jahren wird es euch danken! :)

 

Alles Liebe,

euer Philipp

17 Kommentare

Antworten

  1. Hallo Philipp!

    Dinge wieder los zu werden ist manchmal schwieriger als sie zu kaufen. So viel einmal vorab und das sollte man – denke ich – auch immer im Hinterkopf haben, wenn man etwas kauft.

    Bevor ich etwas ersetze frage ich mich vor allem immer, ob ich nicht eh etwas habe, das die selbe Funktion auch erfüllt. Meist erledigt sich der Kauf dann von selbst.

    lg
    Maria

    • Hallo Maria,

      das stimmt auf jeden Fall! Umso glücklicher schätze ich über einzelne Gegenstände, die sich als wahre Multifunktionstalente entpuppen. :)

      Alles Liebe,
      Philipp

  2. Hallo Philipp,

    ja so war es bei mir letztes Jahr auch. Technik und Klamotten. Letzteres nach über 6 Jahren am Reißverschluss oder an der Ferse eines Schuhe echt durch waren. Ich hab auch nur 4 Schuhe für eine Frau sehr wenig ;-)
    Bei der Technik waren es aufladbare Batterie der Kamera, Uhr, Mixer, Küchenmaschine ist fast so weit, Backofen, Spülmaschine und die Heizungspumpe. Bis auf Mixer und die Batterie ist alles repariert worden. Die Batterie wäre echt sinnig ausgetauscht zu werden. mit 5 Fotos kann man echt nicht leben :-) Mit dem kaputten Reisverschluss einer Tasche geht es aber noch eine Weile.

    Die Frage ist nur was macht man bei all dieser Technik, die eine Schalter hat. :-)
    Man kann auf die vorsintflutliche manuelle Weise sicher Abspülen, Gemüse schnippeln etc. Aber Mixen das wird schwer. Der Mixer wurde also ersetzt.

    Und was ist mit generellen Neuanschaffungen. Ich hab mal wo gelesen, dass es hilft sich von schönen Dingen, die man gerne haben möchte einfach Fotos zu machen. Man kann sie oft und immer wieder ansehen, ohne sie zu besitzen. Wenn man sie täglich in den 30 Tagen ansehen muss, tja dann könnte man sie wirklich kaufen. Aber oft hat man davon dann nach ein paar Tagen des Ansehen echt genug.

    Grüße Claudia

    • Hey Claudia,

      sechs Jahre?! Wow… Bei den Schuhen bin ich auch überrascht. Ich glaube sogar, dass ich mehr Schuhe habe. Wobei ich da auch noch am Reduzieren bin, denn die wenigsten trage ich tatsächlich auch regelmäßig. Mit meinen derzeitigen Alltagsschuhen bin ich sehr glücklich, die halten (bis jetzt…).

      Ich musste gerade erstmal nachsehen, was eine Küchenmaschine ist. Ich versuche da tatsächlich möglichst viel auf manuelle Geräte zu bauen. Ich hatte mal einen Mixer. Den habe ich aber gar nicht so oft verwendet.

      Vielleicht sollte ich an das schön noch nützlich anhängen. Rein schöne Objekte habe ich gar nicht so viele, weil ich freie Flächen ganz gern mag. Aber bei nützlichen Sachen finde ich es hilfreich, wenn sie auch noch schön sind, weil man sie dann umso lieber benutzt. :)

      Gruß,
      Philipp

  3. Du hast da auf ganz interessante Artikel verlinkt. Nur ich persönlich würde nur ungern in einer Wohnung leben, die einem Hotelzimmer gleicht. Die find ich einfach wahnsinnig unpersönlich :-D Den Austausch von bunt zu einfarbig betreibe ich beizeiten selbst und finde ihn eigentlich alles andere als minimalistisch. Das ist eher ein Luxus, den ich mir hin und wieder gönne.

    Deine Entscheidungshilfen finde ich auch sehr gut. Ich versuche mir das immer beim Ausmisten zu denken: würd ich das wirklich wieder kaufen? Nur bei den Neukäufen fällt es mir noch etwas schwer. Das ist noch ein Lernprozess.

    Und wie Maria bereits sagte: Dinge wieder loszuwerden ist deutlich schwieriger als sie zu kaufen!

    Liebe Grüße, Daniela

    • Hallo Daniela,

      das interessante an solchen Räumen finde ich, dass wir automatisch anfangen, sie zu füllen – mit Ideen.

      Natürlich sind die meisten Räume persönlich (von angehaucht bis überladen). Mich lenkt das dann eher ab und bereitet mir Unbehagen.

      Ich habe in meiner Jugend angefangen, auf farblos umzusteigen. War doch nicht nur eine Phase, wie sich herausgestellt hat. ;) Aber ja, entscheiden zu können, welche Farben man trägt, ist Luxus, über den ich sehr glücklich bin.

      Lieber Gruß,
      Philipp

  4. Hi Phillipp,
    schuhe, die nur ein halbes Jahr halten, sind wirklich nicht weiter zu empfehlen. Meine Wanderschuhe (auch gut für den Auftritt im Büro geeignet) halten jetzt seit über 2 Jahren und zeigen keinen Verschleiß. Selbst die Sohle zeigt kaum Abnutzung. Und das bei täglicher Nutzung. Wenn du dich für die Marke interessiert, schreib mir kurz. Ich schreibe sie hier extra nicht auf, weil ich ungefragte Werbung selbst nicht mag.

    Lieben Gruß, Marco

    • Hey Marco,

      vielen Dank, das ist sehr rücksichtsvoll von dir! :)

      Ich werde mir in naher Zukunft keine Wanderschuhe kaufen, weil ich noch welche habe, die intakt sind. Die trage ich allerdings auch nicht täglich, weil sie schon schwereres Kaliber sind.

      Trotzdem kannst du mir das ja mal als private Nachricht schicken, wenn du magst, denn ich wundere mich, dass sie trotz täglicher, urbaner Nutzung so lang halten. Eigentlich nutzen sich die Sohlen von Wanderschuhen auf Asphalt nämlich schneller ab als in der Natur.

      Tatsächlich bin ich schon seit einiger Zeit vorderfüßig unterwegs und sehr glücklich mit meinen momentanen Alltagsschuhen. Die sind auch für Büro und feinere Anlässe tauglich. Und bisher halten sie auch ganz gut. :) Allerdings habe ich sie auch noch kein halbes Jahr…

      Lieber Gruß,
      Philipp

  5. Kaufe mir die teuren Mammutsachen wenn sie reduziert sind. Also antizyklisch oder im Winter eine Winterjacke, weil kein Winter ist. Salomonschuhe sind bei uns kindererprobt. Wir kennen ja deinen Schlurfgang nicht: Seit ich nicht mehr “Es wird schon gut gehen”, denke, geht nicht mehr viel zu Bruch. Also vorab kein Glas beim Laptop platzieren oder mit heißem Wasser über meinem Körper hantieren.
    Lg – Tanja

    Mag Werbung.

    • Hallo Tanja,

      dann arbeitest du ja in der richtigen Branche. :) Aber ja, Achtsamkeit und Umsicht sind unmittelbar miteinander verknüpft.

      Lieber Gruß,
      Philipp

      PS: Ich schlurfe nicht, ich schwebe anmutig und leichtfüßig dahin.

  6. Hallo Pilipp, kann ich so gut, dass sowas mitunter sehr nervt. Kenne ich und finde es meganervig, ständig einkaufen gehen zu müssen. Und es ärgert mich schwarz, wenn ich vom sauer verdienten Geld nur Schrott rumstehen habe. Daher achte ich seit längerem darauf, dass wenn ich was ersetzen muss, dass dieses Teil dann möglichst hochwertig ist. Die Frenchpress-Kanne für Kaffee hat stolze 79€ gekostet, ist dafür aber aus Edelstahl und man kann das Sieb einzeln nachkaufen (Manufaktum). Da geht dann weder Glaskanne noch Kaffeemaschine kaputt. Schuhe: da gibts erhebliche Qualitätsunterschiede, was mir die Schuhorthopädiemechanikerin bestätigt. Ich habe mir welche von Finn besorgt, ebf. reichlich teuer – 1 x pro Jahr neu besohlen – halt dafür dann aber auch und sind in Deutschland produziert. Pullover, Sweatshirt, T-Shirt: halten bei mir locker 4 – 5 Jahre, habe aber von der Menge her so geplant, dass es notfalls auch reicht, nur alle 2 Wochen zu waschen. Und: nur noch welche aus den Trigema-Testgeschäften. Nicht so teuer, stabil, färbt nix beim Waschen, in Deutschland produziert. Ich gehöre übrigens nicht zu den Gutverdienern. Aber ich bin ja Fan vom Haushaltsbuch und es rechnet sich schlichtweg.

    • Hallo Gabi,

      ich achte beim Einkauf tatsächlich auch auf Qualität. Ich finde es gut, richtig und wichtig, wenn man Einzel- oder Bestandteile ersetzen kann, um den Produktzyklus zu verlängern!

      Ich musste gerade erstmal nachschauen, wobei es sich um deinen Textilhersteller handelt. :) Ich bin ein wenig von fasziniert von deren Kombination an Branchen, in denen sie aktiv sind. Wie man da wohl zu Tankstellen gekommen ist?

      Lieber Gruß,
      Philipp

      • Das hatte ich ja noch überhaupt nicht mitbekommen, ein paar Tankstellen, die Trigema so nebenbei hat. Tja, was halte ich davon…? Wenn’s er es Solartankstellen wären, fände ich es besser! Ich besorge mir halt immer nur Kleidung, vorrangig, weil nicht ausbeutend produziert und weil sie halt lange halten. Es ist wirklich schwierig geworden, vernünftige Qualität zu bekommen.

  7. Ich stelle mir gerade die Frage: Sind Menschen, die bewusst Dinge kaufen, die selten kaputt gehen bzw. leicht zu reparieren sind dann auch Minimalisten?
    Hm….

    Was die Schuhe angeht: 1. Rausfinden, an welcher Stelle sich immer die Schuhe abnutzen 2. entsprechend kaufen (Leder und genäht, statt Kunststoff und verschweißten Teilen, festere Sohle usw.) 3. guten Schuster finden und mit ihm drüber reden, was gute Qualität in deinem besonderen Fall ausmacht.
    Mit diesen Erkentnissen kann ich auch in normalen Schuhläden wie Reno, Deichmann und Co. Schuhe finden, die mich nicht arm machen und im Durchschnitt 3 Jahre und länger halten. Denn wie wir wissen, bedeutet teuer nicht unbedingt gut.

    • Hallo Cloudy,

      deinen Kriterien nach, bin ich ja bereits auf einem recht guten Weg. Außerdem finde ich, dass vor allem billig nicht gut ist. Ich mag daher das Wort preiswert, denn es drückt für mich genau das Richtige aus: Etwas ist seinen Preis wert.

      Ich meine, Minimalisten sind nicht welche, weil sie sich als solche bezeichnen, sondern weil sie die entsprechende Einstellung (neudeutsch: mindset) haben.

      Lieber Gruß,
      Philipp

  8. Das mit den Schuhen finde ich spannend. Ich war ja mal die typische Frau mit 15 20 Paar Schuhen. Das hat sich sehr geändert. Mittlerweile habe ich noch zehn Paar, unter denen dann auch meine Haus-, Sport- und Wanderschuhe sind. Also für meinen Alltag sind es sieben. Was ich allerdings sagen muss, ich hatte schon immer einen Hang zu teueren Lederschuhen – die dann auch jede Mark und heute Euro wert waren. Manche Exemplare habe ich 15 Jahre lang sehr viel getragen. Und ich trauere ihnen heute noch nach! Da hilft dann auch ein Paar mehr, denn Schuhe finden es gut, immer einen Tag Pause zu haben. So hlte ich es zumindest. Momentan ist mein Lieblingspaar ein paar Stiefel von Trippen (sorry, keine Werbung, eine Empfehlung). Sie sind wahnsinning teuer und ich bin zwei Jahre um sie herumgeschlichen – und habe deb Kauf keinen Tag bereut.
    Was hilft bei der Langlebigkeit: Glattleder. Wenn man das gut pflegt, hat man meist lange Freude daran. Und natürlich ein guter Schuster!

    • Hallo Ute,

      da gebe ich dir Recht: Qualität macht sich bezahlt! Man investiert zunächst zwar etwas mehr, hat das über die Lebenszeit des Produkts am Ende aber wieder heraus. Meine derzeitigen Schuhe bewähren sich auch hervorragend! Darauf werde ich in meiner kommenden Packliste auch noch einmal genauer eingehen.

      Lieber Gruß,
      Philipp

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