Handverlesen im Herbst 2016

Neigen sich die lauen Sommernächte dem Ende, betritt der Herbst mit all seinen Hochs und Tiefs die Bühne. Was ich daraus mitnehme.

+ ANALOG +

Überfluss sorgt für Verdruß

Nachdem ich die ersten zwei Monate des Herbstes mit so vielen Festen in Israel beschert wurde (über die ich auch noch gar nicht abschließend berichtet habe…), habe ich die Nase voll. Entsprechend wenig in Feierlaune bin ich auch zurück in Deutschland während der Adventszeit. Obwohl – einen wahren Feiertag gibt es da doch noch… (wider meiner Behauptung)

Willkommen in den dunklen Landen

Besagter zweiter wahrer Feiertag hat übrigens etwas mit Licht zu tun. Kaum wieder in Deutschland bekomme ich die kurzen, kalten Tage zu spüren und bemerke, welch starken Einfluss (gegebenenfalls Mangel an) Tageslicht auf mein Gemüt hat. Demtentsprechend sollte ich tagsüber eigentlich nicht drinnen arbeiten, sondern raus an die frische Luft und arbeiten wenn es ohnehin dunkel ist. Wie handhabt ihr das?

Zu wenig Zeit

Gerade während ich meine Bachelorarbeit schreibe, fällt mir auf, wie wichtig es ist, meine Zeit mit Bedacht einzusetzen – besonders wenn ich, mal wieder nicht genügend davon für meine vielfältigen Interessengebiete habe. Entsprechend habe ich mich dazu entschlossen, dass es Handverlesen nur noch einmal je Jahreszeit gibt. Außerdem besinne ich mich zur Zeit bei meinen Artikeln wieder darauf zurück, mich auch bei komplexeren Themen möglichst knapp zu fassen.

Foto Isar bei Sonnenuntergang


# KULTURGUT #

Schon länger habe ich mit dem Objekt des Monats gehadert. Gerade arbeite ich auch an einer umfassenderen Packliste für die Bereiche Garderobe, Bad, Küche und Büro – was ich als Nomade eben so mitnehme.

Darüber hinaus hat mir bei Handverlesen bisher ein Ressort für kulturelle Tipps gefehlt. Ich möchte mich selbst stärker regionalen Kulturen aussetzen. Das bedeutet auch, dass ich deutsche Kultur künftig versuche, nicht mehr mit verdrehten Augen, sonder aus der Perspektive eines Neuankömmlings zu betrachten. Und an diesen Kulturgütern lasse ich euch von nun an auch teilhaben.

Den Anfang macht israelische Musik. Arik Einstein ist einer der bedeutendsten Musiker Israels und wird als der Tel Aviver schlechthin gehandelt. Es vergeht kein Tag, an dem nicht ein Lied von ihm im Radio läuft. Das ist bei über 500 aufgenommen Liedern allerdings auch kein Wunder. Ich bin jüngst auch an seinem Grab vorbeigekommen. Und während mir befremdlich ist, wenn Fangruppen täglich an seiner letzten Ruhestätte seine bekanntesten Lieder (leider nicht annähernd so gut wie er) zum Besten geben, schätze ich sein musikalisches Erbe sehr.

In den letzten Wochen lief bei mir vor allem eines seiner Lieder im Dauerbetrieb: Atur mitzchech (hebräisch “Deine Stirn ist geschmückt”). Das finde ich nicht nur melodisch sehr eingängig, und den Inhalt des Textes emotional wiederspiegelnd, sondern auch sehr poetisch. Das ist übrigens eine Besonderheit im Hebräischen. Es gibt nur ein Wort für Lied und Gedicht: שיר [schir]

Foto Wandern im Wald


– DIGITAL –

Warum bin ich so schwul?

Besonders wenn es um Stereotypen geht, werden gern Witze gerissen, die dann gegebenenfalls Minderheiten diffamieren. Wie es auch andersherum gehen kann, zeigt in seinem TED Talk Thomas Lloyd. Und solcher Aktivismus ist auch nötig, solang nicht alle Menschen wirklich frei und gleich behandelt werden.

Schlimmer geht immer

Coming outs können sehr befreiend sein – wenn man es hinter sich bringt. Bis dahin können sie ebenso zermürbend sein. Und jetzt stell dir mal vor, du musst dich täglich outen, weil du eben nicht angepasst bist. Manuel Simbürger tut das gleich auf zwei Arten, denn er ist schwul und behindert. Und es gibt mir zu denken, dass beide Wörter nach wie vor als Schimpfworte missbraucht werden.

Apropos: Soziale Angepasstheit

In diesem Experiment wird gezeigt, wie stark der Herdentrieb in uns steckt. Denkst du, du würdest genauso handeln? Schreib es in die Kommentare!

Foto Aussicht h_da


// DIE AUSSICHTEN FÜR WINTER 2016 //

Ich freue mich schon auf die den zweiten wahren Feiertag, denn das geht es sprichwörtlich aufwärts! Sonst versuche ich, mich aus diesem ganzen Feiertagswahn rauszuhalten. Doch wer kann das schon so 100%ig? Und irgendwo scheint die Feiertagsquote ja auch direkt mit dem Überleben des grausigen Winters zusammenzuhängen. Dabei vergessen wir oft die schönen Seiten. Auf die gehe ich nächstes Mal ein.

Und wie war dein Herbst? Und wie stark bereitet er dich – trotz seiner zunehmenden Kürze – tatsächlich auf den Winter vor? Schreib mir!

Alles Liebe,

Philipp

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe Handverlesen.

7 Kommentare

Antworten

  1. Moin Philipp
    das mit dem Herdentrieb war ja sehr Interessant und ziemlich lustig.
    Ich kann von mir behaupten das ich nicht mitgemacht hätte.
    Ich hab da auch ein Beispiel für, du kennst es bestimmt wenn im Stadion oder Konzerten die Masse plötzlich aufsteht oder diese Laola Welle macht? Rat mal wer es nicht tut :-D ich weiß nicht warum aber ich habe dann ein merkwürdiges Gefühl und will einfach nicht machen was alle machen und bleibe sitzen. Selbst wenn es um Standing Ovations für den Künstler geht und alle aufstehen und klatschen zögere ich ewig und habe das Gefühl ich klebe am Stuhl weil mich was zurückhält °o° Frag mich aber nicht wo das her kommt, das ist schon immer so bei mir :-)
    Auch wenn eine Masse sich plötzlich in Bewegung setzt und zu einem bestimmten Punkt drängt, gehe ich auf Abstand und laufe nicht einfach hinterher. Ich beobachte dann erst mal aus sicherer Entfernung. Bin schon ein komischer Mensch oder? *lach…

    Dir noch eine schöne Woche
    liebe Grüße Aurelia

    • Hallo Aurelia,

      mir geht es da ganz ähnlich wie dir! (abgesehen davon, dass ich diese Freude, die manche Menschen bei einem Tor empfinden, wirklich nicht nachvollziehen kann – obwohl ich es schon versucht habe, aber ich fühle es einfach nicht…)

      Also nein, ganz und gar nicht komisch bist du, sondern einfach nur bedacht. :)

      Danke, dir auch!

      Lieber Gruß,
      Philipp

  2. Hallo Philipp!

    Bereits seit Mitte des Sommers achte ich darauf, dass ich jeden Tag mindestens 1 x an die Sonne und ans Licht komme. Das tut wirklich gut und gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit hilft es sehr gegen den Winterblues.

    Von früher kenne ich, dass ich in der früh im Dunklen weggehe und dann in der Finsternis wieder nach Hause komme nach der Arbeit. Das ist nicht gut fürs Gemüt. Nun genieße ich sehr, dass ich so viel frei habe und immer in die Sonne gehen kann.

    lg
    Maria

    • Hallo Maria,

      wie schön von dir zu hören! Bist du in Halbzeit (blöde Wortwahl, wenn man eigentlich 20h als Vollzeit anstrebt :P) oder in Ruhestand gegangen? Oder wieso hast du nun viel mehr frei als früher? Ich könnte mir vorstellen, dass es mit Minimalismus zu tun hat. Und bei allem, was du selbst bewerkstelligst, kannst du die freie Zeit sicher gut gebrauchen!

      Lieber Gruß,
      Philipp

      • Hallo Philipp!

        Ruhestand wäre schön, aber dafür bin ich noch zu jung. Ich habe meine Arbeitszeit auf 15 Stunden pro Woche reduziert :-) Das ist das Ergebnis von meinem bewussten Lebensstil.

        Da geht sich nun eine Menge mehr aus als früher. Aber Du hast recht, langweilig wird mir nie, ich habe wirklich viele Möglichkeiten, meine Energie sinnvoll einzusetzen.

        lg
        Maria

        • Hallo Maria,

          das hört sich großartig an! Musstest du deinen Arbeitgeber erst intensiv überzeugen oder war er von vornherein offen dafür? Und wie machst du das mit Urlaub: Arbeitest du den Rest des Jahres länger, um dann länger am Stück frei machen zu können? Vielleicht schreibst du darüber ja mal auf deinem Blog. Ist ja auch eine Art von Widerstand. ;)

          Lieber Gruß,
          Philipp

          • Hallo Philipp!

            Das war relativ einfach, weil gerade Stellen abgebaut werden und jeder froh ist, wenn er ein paar Stunden weniger in der Abteilung hat.

            Meist arbeite ich etwas mehr als die 15 Stunden pro Woche, weil es sich mit der Arbeit nicht so gut ausgeht. Aber dafür habe ich dann wieder etwas mehr frei so wie zuletzt.

            Ich finde das ist eine sehr gute Lösung für mich.

            Danke für die Anregung, vielleicht greife ich das wirklich bald einmal auf und schreibe darüber. Ist mir noch nicht in den Sinn gekommen.

            lg
            Maria

Schreibe einen Kommentar zu Philipp Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert