Heuer verhält sich vieles anders. In den letzten Wochen wurde mir das noch einmal besonders deutlich bewusst. Der Winterzauber, der mich jahrelang in Kindheit, Jugend und darüber hinaus durch die dunkle Jahreszeit geleitet hat, scheint verflogen. Stattdessen machen sich vor allem zwei lästige Genossinnen breit: Arbeit und Verantwortung.

Wie gern denke ich an meine Kindheit zurück, als die Feiertage ein kleines Vakuum im Alltag darstellten, in welchem die Uhren langsamer tickten… Tag über Tag verbrachte man mit der Familie. Jahr für Jahr waren diese zwei Wochen in Stein gemeißelt und heilig. Wie oft sehne ich mir dieses Gefühl zurück…

Manchmal wirkt es auf mich, als lebte es sich unwissend glücklicher. Wenn man nicht um all die Arbeit weiß, die Erwachsene neben ihrer Erwerbsarbeit investieren, lassen sich all die kleinen Leckereien und Überraschungen unbeschwerter genießen. Hat man sie selbst einmal aufgebracht, spürt man sie fortan in jedem Bissen. Gleiches gilt für das schlechte Gewissen, sei es beim Festtagsbraten oder Naschereien. Je mehr Hintergründe über Haltung und Herstellung man kennt, desto schwieriger wird es, sie beim gewünschten Genuss auszublenden. Geschichten, die einst für Gleichberechtigung, Liberalisierung und Liebe standen, bekommen einen faden Beigeschmack, wenn man lernt, dass der Kopf hinter den Geschichten diese Ideale wohl doch nicht so konsequent vertritt, wie es die Werke haben vermuten lassen.

Oft zweifle ich dann an, ob ich gewisse kulinarische und kulturelle Konsumgenüsse mit meinem Wissen verantworten kann, und frage mich, warum wir all diese Rituale eigentlich befolgen, uns diesen kollektiven Stress um des Feiertags willen antun. Doch andererseits bleibt nur noch eins bestehen, wenn alle andere Rituale abgesagt werden: Arbeit. Ohne Ende. Bis zum Schluss. Schön fühlt es sich nicht an. Aber in der Abwesenheit des sonst so Selbstverständlichen spüre ich, was und wer mir wirklich am Herzen liegt.

In Summe, so schlussfolgere ich, besteht der Feiertagszauber aus drei simplen Zutaten:

  • Zeit mit den Liebsten
  • gutem Essen
  • schönen Geschichten

Also widerstrebe ich meinem inneren Drang, die freien Tage mit weiteren Plänen zu füllen, und versuche stattdessen, den so vertrauten Zauber wieder heraufzubeschwören. Heuer, indem ich nur mit einem Herzensmenschen Delikatessen bereite und in der freien Zeit Raum für Gespräche, Spiele und ein gutes Buch lasse. Völlig spontan, ohne Zwang und Plan. So wie früher.

In diesem Sinne wünsche ich – den widrigen Umständen zum Trotz – zauberhafte Feiertage!

Alles Liebe aus Berlin
Philipp