Fasten im Wandel der Zeiten

Mit dem heutigen Tag hat mein persönlicher Fastenmonat Februar begonnen. Heuer hat mein Fasten jedoch nichts mit Essen zu tun.

Für viele Menschen ist es alljährlicher Brauch, eine gewisse Zeit im Jahr zu fasten. Bei wenigen eine Woche, bei manchen ein Monat, bei anderen gar sechs Wochen. Für viele einmal, für einige mehrmals jährlich. Die Gründe dafür sind so verschieden wie die Dinge, die gefastet werden.

Traditionell wird auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet, beispielsweise Fleisch, tierische Produkte im Allgemeinen, Fett oder Zucker. Manche gehen noch einen Schritt weiter und entsagen komplett fester Nahrung, um gesundheitliche Vorteile zu erfahren oder bestimmte Lebensmittel wieder mehr wertzuschätzen. Gerade in der jüngeren Zeit wird das Fasten häufiger sinnbildlich auf andere Dingen wie Alkohol, Nikotin, dem Fernseher oder Internet übertragen, um Süchten entgegenzuwirken und anschließend wieder auf ein moderates Level zurückzufinden. Heutzutage dürften entsprechend soziale Medien zunehmend mehr zum Objekt des Fastens werden. Auch hoch im Trend ist das Anti-Fasten, also bewusst etwas jeden Tag zu tun, das man sonst nicht machen würde.

In meinem Leben habe ich selbst schon einige Male und jeweils verschiedene Dinge gefastet oder gezielt unternommen. Auch dieses Jahr möchte ich den Februar zum Fasten nutzen, allerdings nicht, um mich von einer Sucht zu entsagen, sondern um etwas weniger Streuung zu erfahren.

Eine Veränderung meiner Ernährung schließe ich derzeit bewusst aus, da ich ganz froh darüber bin, sie nun wieder einigermaßen ins Lot bekommen und ein wenig Gewicht zurückgewonnen zu haben. Das möchte ich nun nicht direkt wieder zunichte machen. Außerdem hatte ich heute Morgen noch zwei Zimtschnecken übrig, die ich erst vorgestern Abend gebacken hatte. Zuckerfasten schied also schon mal aus. Alkohol trinke ich derzeit ja ohnehin nicht.

Stattdessen möchte ich getreu meinem Jahresmotto agieren. Komplett auf das Internet zu verzichten, gelingt mir gerade allein arbeitsbedingt ebenso wenig, wie überhaupt nichts zu kaufen. Allerdings möchte ich meinen Konsum im Februar stark zurückfahren. Das heißt:

  • Ich kaufe nur das Nötigste (also Lebensmittel beziehungsweise täglichen Bedarf). Nachdem die letzten Monate bei mir mit recht hohen Konsumausgaben verbunden waren, möchte ich mal wieder bewusst innehalten und auch mal aushalten, etwas nicht unmittelbar zu ersetzen, wenn es kaputt geht. Immerhin sind es nur vier Wochen. Die letzte Woche werde ich mich zwar im Urlaub befinden, setze hier aber allem voran auf Leihen oder Mieten, falls wirklich Bedarf besteht.
  • Ich nutze das Internet ausschließlich für Kommunikation und Kreation. Mittlerweile läuft so viel Alltag über das Internet, dass es schlichtweg keinen Sinn ergibt, komplett darauf zu verzichten. Im Büro wäre ich ohne nicht arbeitsfähig. Kein Internet hieße auch privat keine Kommunikation, denn anderweitig kann man mich nicht kontaktieren, um sich kurzfristig mit mir zu verabreden. Ohne könnte ich keinen Corona-Test machen und auch mein Kino-Abo nicht nutzen, was ja ohnehin bezahlt ist. Das Fasten soll mein Leben vereinfachen, nicht verkomplizieren. Und für ein Experiment der völligen Isolation habe ich derzeit weder Energie noch Lust. Außerdem möchte ich weiterhin kreativ tätig sein. Bloggen ginge ohne Internet jedoch auch nicht. Verzichten werde ich hingegen auf Konsum im Internet. Sprich: Keine Videos auf YouTube, keine sozialen Plattformen et cetera.
  • Im Urlaub werde ich mich zurückhalten. Das klingt etwas schwammig, aber im Grunde verhält es sich so: Wenn ich verreist bin, habe ich nicht dieselben Möglichkeiten, mich selbst zu versorgen, wie in meinem Alltag. Natürlich möchte ich den Urlaub genießen und mich in dieser Zeit nicht komplett geißeln. Deshalb muss ich aber nicht gleich verschwenderisch leben.

Mir ist bewusst, dass ich nicht nicht konsumieren kann. Das widerspräche unserer Rolle als natürliche Wesen innerhalb der Welt. Darüber hinaus sind die Grenzen von Begriffen wie dem Nötigsten, Konsum und dem Internet derart verschwommen, dass es mir selbst schwer fällt, klare Regeln für diesen Monat zu formulieren. Geht es in Ordnung, Nachrichten zu überfliegen? In Zeiten von Pandemie kurz vor einer Reise quasi unerlässlich, oder?

Fasten stellt für mich auch einen Prozess dar – ähnlich dem Meditieren. Wenn ich dabei den Fokus verliere, besinne ich mich auch wieder auf meinem Atem zurück. Wenn mir beim Fasten auffällt, dass mir etwas nicht gelingt, achte ich künftig eben stärker darauf.

Ein paar Schritte habe ich bereits unternommen:

  1. Kein Album des Monats erworben, wie ich es für gewöhnlich zu Monatsbeginn tue.
  2. Sämtliche YouTube-Fenster im Browser geschlossen.
  3. Mein Handy von Apps sozialer Plattformen befreit, damit ich nicht aus der Macht der Gewohnheit heraus prüfe, ob da nicht doch ein paar Nachrichten auf mich warten. Wer mich kennt, erreicht mich auch anders.

Egal bei welcher Art von Konsum gibt es meines Erachtens stets eine Gedankenstütze, die als Motivator fungieren kann: Nichts rennt weg!

Neue Socken kann ich auch noch im März erwerben, falls ich dann noch Bedarf haben sollte. Das Video, das ich meine, unbedingt schauen zu müssen, wird auch noch im nächsten Monat online sein, falls ich dann noch das Bedürfnis Verlangen verspüre, es immer noch anzusehen.

Gerade freue ich mich ungemein darauf, aufkommenden Impulsen zum Kauf oder anderweitigen Konsum nicht direkt nachzukommen, sondern sie einfach mal auszuhalten. Darüber, wie es mir erging, werde ich dann später berichten.

Fastest du auch regelmäßig? Worin liegen deine Gründe und welche Dinge fastest du? Teile es gern in den Kommentaren.

Alles Liebe
Philipp

3 Kommentare

Antworten

  1. Moin Philipp,
    nein Fasten hab ich bisher noch nie gemacht. Was ich schon gemacht habe ist, einen Monat auf Konsum, also extra Dinge, zu verzichten, das hat auch gut funktioniert. Wobei ich aber sagen muss, ich bin auch sonst kein Konsumzombie, ich überlege immer lange, brauch ich das wirklich :-)
    Liebe Grüße, Aurelia.

    • Hallo Aurelia,

      ja, das kenne ich gut! Bei mir vergehen auch schon mal einige Monate, manchmal auch Jahre, bis ich mich dazu durchringen kann, mir etwas zu kaufen. Umso erschrockener war ich, als ich feststellte, dass sich in den letzten Monaten so viele Dinge gehäuft haben, die allesamt schon länger auf dem Wunschzettel standen.

      Lieber Gruß
      Philipp

  2. Die Variante beim Smartphone die Kommunikation und Kreation beizubehalten, aber den Rest mal runter zu fahren, finde ich eine gute Idee. Digitale Geräte komplett wegzulassen ist nahezu unmöglich, da dann auch viele praktische und z.T. wichtige Funktionen wegfallen. Aber dieses sinnlose Scrollen, konsumieren, zudröhnen mal wegzulassen: Eine gute Sache, wo ich auch mal dran bleiben werde.

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