Ich bin noch ganz überrascht davon, dass der “Winter”, falls man ihn überhaupt noch so nennen darf, heuer so rasch vorüber ging. Hier folgen also die besten Leckerbissen in aller Kürze.

+ ANALOG +

Klimawandel am eigenen Leib?

Sehr heftig soll der Winter gewesen sein. Ich fand ihn vor allem überraschend kurz, trocken und warm. Die “Schneemassen” waren letztlich von sehr kurzer Dauer, insgesamt hat es in Deutschland in den vergangenen Monaten äußerst wenig Niederschlag gegeben und der gesamte Februar stelle sich dann doch recht frühlingshaft heraus. Wenn sich darin nicht bereits die ersten Zeichen des Klimawandels erkennen lassen…

Weitere bedrohliche Wahrnehmungen: Es gibt weitaus weniger Vögel als zu meiner Kindheit, bei Insekten verhält sich die Lage ähnlich. Besteht da womöglich ein Zusammenhang? Natürlich ziehen viele Arten jeden Winter gen Süden oder halten Winterschlaf, aber insgesamt, so scheint mir, ist doch alles weniger geworden. Mehr geworden ist dafür die Menge an Müll, die ich in der Natur verstreut sehe, sowie die Bereitschaft der höchsten deutschen politischen Instanz für Naturschutz, den Artenschutz zu lockern. Geht’s noch?!

Abrupte Enden

Während ich zumindest erwartet hatte, noch den gesamten Winter entspannt nach einer Arbeitsstelle suchen zu können, fand ich mich dann doch überraschend schnell in einer wieder. Ehe ich mich versah, war die planlose Zeit in der ersten Heimat bei den Liebsten vorüber – und damit auch die Möglichkeit, all meine Vorhaben für diese Zeit in die Tat umzusetzen. Natürlich bin ich äußerst froh, ohne Schwierigkeiten eine mich ansprechende und mir Möglichkeiten eröffnende Arbeit in einem Unternehmen, dessen Werte ich vertreten und mitgestalten kann, gefunden zu haben.

Lediglich über die Tatsache, mir des unverhofft eintretenden Endes dieses kurzen Lebensabschnitts nicht bewusst gewesen zu sein, bin ich etwas betrübt. Denn ich kann zwar planen, aber nie sicher sagen, wie lang jeder Lebensabschnitt andauern wird. Während sich einer nach dem anderen aneinanderreiht und ich beschäftig bin, große Pläne zu schmieden, hinterfrage ich zunehmend häufiger den Sinn all meines Tuns. Wie mir in den vergangenen Monaten wieder schmerzlich bewusst werden durfte, folgt eines Tages kein weiterer Lebensabschnitt mehr. Nur weiß ich auch hier nicht, wann dieser Moment eintreten wird. In hundert Jahren oder zehn Monaten oder gar einem Tag?

Umso wichtiger ist es mir geworden, jeden Tag auszukosten und mit Menschen und Tätigkeiten zu verbringen, die ich mag. Jeden Tag steigt die Wahrscheinlichkeit, wieder von solch einem abrupten Ende überrascht zu werden, ohne dass es einer Ankündigung bedürft hätte.

Heilige Hanse

Zu Beginn des Jahres konnte ich noch ein paar Tage mit dem Liebsten in Hamburg verbringen. Die Stadt und ich hatten schon den einen oder anderen Kontakt, allerdings stets als nahezu nichtiges Intermezzo. Umso schöner, dass es sich dieses Mal ausging, bewusst neue Ecken zu erkunden und von mir lieben, lokal ansässigen Menschen ihre zeigen zu lassen. (Habt vielen Dank! :))

Hamburg hat definitiv Charme und eine Anziehung, derer ich mich wohl nicht den Rest meines Lebens verwehren können werde. Und doch frage ich, was bei der Hansemetropole eigentlich noch echt ist: Sie gibt sich als Küstenstadt, liegt dafür aber doch recht weit im Landesinneren. Häufig wird sie als liberal und fortschrittlich dargestellt und doch stoße ich auf Religion und damit verbunden veralteten Rollenbildern an allen Ecken und Enden. Ich empfinde es als großartig, dass in der lokalen Politik so viel Beteiligung seitens der Bevölkerung selbstverständlich wahrgenommen wird, werde aber gleichzeitig von den irrsinnigen Mietpreisen abgeschreckt und frage mich, wo da eigentlich Raum für Menschen mit wenigen Mitteln bleibt.

Doch vielleicht machen ja auch gerade diese Widersprüche den Reiz der Stadt aus.

Fassade Speicherstadt Hamburg

– DIGITAL –

Schnöder Mammon

Wo wir es gerade schon von irrsinnig hohen Mieten hatten: Wer dachte, Profitgier bei Wohnraum sei neu, wird in diesem Thread auf Twitter leider eines besseren belehrt. Ade Altbauromantik!

Apropos ade: Es wurmt mich dermaßen, wenn andere Menschen mit einer Geschäftsidee schneller sind als ich, sodass ich mich von der eigenen verabschiede! Diese hier hatte ich bereits vor zehn Jahren, aber damals weder das nötige Alter und Wissen, noch die finanziellen Mittel, um sie umzusetzen. (Letzteres habe ich ehrlich gesagt noch immer nicht.)

Altes neu entdeckt

Ich mag ja, wenn Altbewährtes wieder neu auflebt. Lastenräder sind so ein Beispiel, bei dem mich frage, warum es nicht längst viel stärker in der innerstädtischen Belieferung eingesetzt wird. Neu sind sie nicht, aber scheinbar mit durch fossilen Brennstoffen betriebenen Fahrzeugen, die die Luft verpesten, ausgetauscht wurden. Die Stadt Köln unternimmt zumindest etwas dafür, um dieser Idee künftig etwas näherzukommen. Können allen anderen Städte bitte mitziehen?

Ein anderes Beispiel ist Frischhaltefolie. Manchmal schwirrt mir ein Wort durch den Kopf, dessen exakte Bedeutung ich gar nicht kenne. So ging es mir neulich mit Cellophan. Wie kommt jemand auf die Idee, Frischhaltefolie einen solch organisch anmutenden Namen zu vergeben? Also habe ich die Online-Enzyklopädie bemüht und siehe da, Cellophan ist einer der ältesten Kunststoffe und darüber hinaus sogar biologisch abbaubar, denn es wird aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt.

Wie sooft geht der kapitalistisch geprägte Mensch aber weniger nach Umweltverträglichkeit, sondern nach billigen Preisen und Geschwindigkeit. Dabei täten wir gut daran, neben monetären auch auf die tatsächlichen Kosten zu schauen und uns insgesamt wieder auf ein langsameres Tempo zurückzubesinnen. Das könnte womöglich sogar die Zukunft des Reisens retten und Bildungsreisen wieder modern machen.

Runter vom hohen Ross

Damit noch nicht genug von nötigen Änderungen: Unsere Nutzungsdauer von elektronischen Geräten dürfen wir ebenfalls gern überdenken. Denn technische Innovation hin oder her – den Luxus fortwährender Upgrades können wir uns als privilegierte Minderheit der Menschheit nicht länger leisten.

Und wenn wir dann einmal diese Perspektive überdacht haben, lade ich noch herzlich dazu ein, unseren Meinung über “diese faulen Sozialschmarotzer von Immigranten” zu ändern.

Foto Exotische Pflanze in heimischen Landen

// DIE AUSSICHTEN FÜR FRÜHLING 2019 //

Wettermäßig ist der Frühling zwar schon voll am Start, aber ich freue mich in erster Linie auf die längeren Tage, das Erblühen unserer Umgebung und die langersehnte Rückkehr zum Frühlingshügel. (Ja, das ist ein Wortspiel für die langjährig aufmerksam Lesenden.)

Was war dir wichtig im Winter? Was erhoffst du dir vom bevorstehenden Frühling? Teile es gern mit uns!

Alles Liebe
Philipp

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe Handverlesen.