In der Winterzeit hat Schokolade Hauptsaison. Als Feinschmecker hege ich natürlich eine gewisse Vorliebe für gute Qualität. Meine Kriterien zur Beurteilung eben dieser haben sich seit meiner Kindheit jedoch gewaltig geändert.

Wer mich kennt, dürfte mitbekommen haben, wie gern ich Schokolade esse. Das schadet an sich auch nicht, denn Schokolade wirkt sich sogar positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden aus – vorausgesetzt man konsumiert die richtige und in Maßen.

Die in Europa ohnehin verbreitete Begeisterung für Schokolade habe ich in die Wiege gelegt bekommen. Von frühester Kindheit an, wurde mir vorgelebt, wie wichtig und bereichernd Schokoladengenuss ist. Dabei wurde auch das Konzept der guten Schokolade in mein Gedächtnis gebrannt und hat sich seitdem manifestiert. Die Idee dahinter: Nur zu besonderen Anlässen wird Die gute Schokolade verzehrt, im Alltag tut es auch die gewöhnliche. Die Alltagstauglich von Produkten wurde in den 1990ern und 200ern vor allem durch Geschmack und Preis-Leistungs-Verhältnis bestimmt. Das Attribut “gut” folgt der Logik “hoher Preis gleich hohe Qualität” und wurde entsprechend bestimmten Marken zugeordnet. Die “gute”, also “teure” Schokolade gab es entsprechend nur in Ausnahmefällen.

Geschmäcker sind bekanntermaßen verschieden und entwickeln sich im Laufe der Zeit. Als Kind zog ich stets süße Vollmichschokolade vor, mittlerweile reizt mich diese gar nicht mehr und ich mag meine Schokolade so dunkel wie möglich. Der sprichwörtliche bittere Beigeschmack, den ich unlängst bei Schokolade verspüre, stammt aber nicht vom hohen Kakaoanteil.

Schokolade stellt für in Europa lebende Menschen prinzipiell ein Importgut dar. Logisch: Der exotische Kakaobaum gedeiht lediglich in tropischen Gebieten um den Äquator. Entsprechend müssen die geernteten Kakaobohnen weite Wege zurücklegen, um zu uns zu gelangen. So richtig aufgehorcht habe ich dieses Jahr aber, als ich erfuhr, wie viel virtuelles Wasser für den Anbau von Kakao benötigt wird. Das mag zum Großteil zwar grünes Wasser sein, allerdings wurde beim Gedanken daran, in wie vielen Lebensmitteln, die ich verzehre, Kakao steckt, leicht schlecht.

Davon angeregt, habe ich mir Gedanken gemacht, was denn wirklich gute Schokolade auszeichnet, die nicht nur gut schmeckt, sondern auch gutes tut. Hier sind meine Kriterien:

Biologischer Anbau

Wenn wir möglichst lang Kakao konsumieren wollen, bedarf es eines möglichst schonenden, nachhaltigen Anbaus. Vor noch zwanzig Jahren gab es wesentlich weniger Bewusstsein über biologisch nachhaltigen Anbau von Lebensmitteln. Zum Glück hat sich das zwischenzeitlich bereits geändert, sodass es mittlerweile sogar in allen gängigen Supermarktketten Bioprodukte gibt.

Warum diese Siegel nicht nur für tierische Produkte sinnvoll sind? Kakaopflanzen sind sehr anfällig für Schädlinge, weshalb beim konventionellen Anbau Pestizide zum Einsatz kommen. Je nach Siegel werden diese untersagt. Wenn es weit weg eine Umweltkatastrophe wegen Gifteinsätzen gibt, mögen wir davon vielleicht nicht direkt etwas mitbekommen, aber in Summe schadet es nicht nur der hiesigen Umwelt, sondern im Umkehrschluss auch uns Menschen. Denn die Giftstoffe landen schlussendlich auf unserem eigenen Teller. Und dass die Pestizide die Gesundheit der Menschen auf den Plantagen gefährdet, brauche ich wohl kaum erwähnen.

Gerechter Handel

Apropos Menschen: Den Preis für billige Schokolade hierzulande zahlen allem voran die Menschen, die die Ernte ermöglichen. Denn die niedrigen Preise werden 1:1 Glied zu Glied in der langen Kette des Handels weitergereicht. Auch wenn Löhne und Lebenshaltungskosten in den Anbauländern niedriger ausfallen als hierzulande, sollte allen Beteiligten ein anständiges Leben ermöglicht werden. Bei konventioneller Schokolade ist das leider nicht der Fall – auch nicht, wenn die Schokolade mehr kostet. Das Geld fließt nämlich nicht an die Anbauenden und Erntenden, sondern in die Taschen von Konzernen. Können Familienhäupter allein nicht die Versorgung sicherstellen, springen dann oft Kinder ein, um noch etwas dazuzuverdienen. Nicht ohne Grund wird Kinderarbeit auf Kakaoplantagen wiederkehrend thematisiert.

Das darf nicht sein! Kinderarbeit könnte längst der Vergangenheit angehören. Das Siegel Fairtrade zertifiziert international Produkte, die ethische Mindeststandards erfüllen und setzt sich so für bessere Bedingungen aller an der Produktion beteiligten Menschen ein – insbesondere am Beginn der Kette.

Die Zutaten

Wirft man einen Blick auf die Zutatenliste der Schokolade, dürfte man bei vielen zu Recht schockiert davon sein, wie viel Zucker und Zuckervarianten drinstecken. Das macht den gesundheitsförderlichen Effekt von Schokolade in der Summe freilich zu Nichte. Zum Glück gibt es Alternativen mit guten Zutaten.

Wer gern süße Schokolade mag, braucht nicht auf den Genuss verzichten. Mittlerweile gibt es einige Schokoladen, die mit Datteln, Stevia oder Xylitol gesüßt sind. Welche Unterschiede zwischen ihnen bestehen, findest du hier. Darüber hinaus gibt es noch Edelzutaten, um Schokoladen zu verfeinern. Ich kann mir vorstellen, dass ebendiese ursprünglich dazu genutzt wurden, um den teuren Kakao zu sparen.

Persönlich ziehe ich meine Schokolade pur vor, auch wenn ich nichts gegen gelegentliche Variationen habe. Insbesondere Schokolade mit 100% Kakaoanteil hilft mir dabei, in Maßen statt in Massen zu genießen.

Die Verpackung

Leider wird Schokolade oft in Plastik und/oder Aluminium verpackt, um sie vor äußeren Einflüssen zu schützen. Gegenüber dem verheerendsten, namentlich hohen Außentemperaturen, hilft weder das eine noch das andere. Dafür vergrößert die Verpackung den ökologischen Fußabdruck ungemein. Den größten Schaden richten einzeln abgepackte Schokoladenbonbons oder Minitäfelchen an.

Auch hier gibt es bereits Alternativen: Neben unverpackter Schokolade im Unverpacktladen setzen zunehmend mehr Unternehmen auf komplett biologisch abbaubare Verpackungen. Entsprechend kommen beim Bedrucken der Außenverpackung mineralölfreie Farben zum Einsatz. Außerdem verwenden immer mehr kleine Unternehmen Zellglasfolie anstelle von mineralölbasierten Kunststoffen. Diese ist zumindest im heimischen Kompost biologisch abbaubar oder kann dem Papiermüll beigeführt werden.

Förderprojekte

So manche kleine Schokoladenmanufaktur wartet über all dem hinaus auch noch mit Förderprojekten auf. So gibt es welche, die sich aktiv gegen Kinderarbeit einsetzen, aktiv zur Bildung der nachfolgenden Generationen beitragen, aktuelle Generationen für die Zukunft wappnen, den Anbau alter Kakaosorten fördern oder Bäume je verkaufter Tafel pflanzen.

Einflussnahme mit Kaufentscheidungen

In Anbetracht der oben aufgeführten Kriterien frage ich mich zunehmend öfter, wieso wir unser Geld eigentlich etablierten Konzernen anvertrauen sollten, die sie nicht erfüllen? Ihre Marketingabteilungen mögen uns vielleicht vorgaukeln, dass ihre Schokolade aus einem traditionsreichen Unternehmen stammt und etwas ganz besonders Edles sei. In der Realität basiert diese Tradition jedoch auf kolonialistischen Strukturen, die so eher verstärkt statt abgebaut werden. Es kommen Pestizide zum Einsatz, Menschen und Natur werden ausgebeutet, Kinder zur Arbeit genötigt, die Schokolade mit Zucker vollgepumpt, anschießend in Einwegverpackungen geliefert, die in letzter Instanz im Meer landen. Sprich: Vieles, was als gut verkauft wird, entstammt objektiv betrachtet der untersten Schublade. Außen hui, innen pfui! Egal unter welchem Aspekt betrachtet, schadet die herkömmliche Schokoladenherstellung letztlich uns und nützt nur wenigen, die ohnehin schon die Taschen voll haben.

Wir können jedoch mit unser täglichen Kaufentscheidungen Einfluss nehmen. Freilich mag das ausbeuterische Konzerne nicht stürzen, aber kleine Unternehmen unterstützen, die es besser machen. Warum wir bei Lebensmitteln Abstriche in der Qualität je nach Anlass machen, konnte ich ohnehin noch nie verstehen. Anstatt sich täglich mit einer Tafel billigster Schokolade vollzustopfen, tut es dann vielleicht auch ein Stück Schokolade, das man umso mehr wertschätzt. Anstatt sich riesige Mengen schlechter Schokolade schenken zu lassen, kann man auch nach einer anständigen fragen, die man dann eben wirklich nur zu besonderen Anlässen verzehrt. #makechocolatespecialagain

Wie sehen deine Kriterien für gute Schokolade aus? Schreib es gern in die Kommentare.

Alles Liebe
Philipp