2020 empfinde ich schon als ein verrücktes Jahr – wortwörtlich. Dass die ganze menschliche Welt durch die Pandemie aus der Bahn geworfen wurde, wirkte sich natürlich auch auf meine persönlich gesteckten Ziele aus. In der Folge habe ich zwar bei Weitem nicht alle davon erreicht, aber ungewöhnlich viel über mich gelernt, meine Beweggründe in Frage gestellt und fühle mich, als sei ich dennoch über mich hinausgewachsen – nicht weil ich mich nach den Zielen gestreckt, sondern angepasst habe.
Wie so oft startete ich leicht überambitioniert in das letzte Jahr und nahm mir entsprechend mehr vor, als ich für realistisch machbar hielt. Dann kam Corona nach Europa und die Pandemie hielt die Welt im Atem und Griff. Das wirkte sich in mehrerlei Hinsicht auf meine Ziele und meine Bewertung derer aus, wie ich weiter unten ausführe. Von einem erfolgreichen Jahr würde ich deshalb nur bedingt sprechen, sehr wohl jedoch von einem erkenntnisreichen.
Welche Ziele ich mir für das neue Jahr vornehme, findest du am Ende des Beitrags unter Neue Ziele für 2021.
Freizeit neu bewertet
Man möchte meinen, dank der Lockdowns stand mir mehr Freizeit zur Verfügung als sonst, und, dass ich diese hätte exzellent nutzen können, um meine Ziele zu erreichen. In der Theorie halte ich es für richtig, in der Praxis empfinde ich es als jedoch komplett an der Wahrheit vorbei. Arbeitsbedingt konnte ich zwar im Frühling etliche Überstunden abbauen, allerdings konzentrierte sich die Projektlast folglich auf den Herbst, was wiederum zu mehr Überstunden führte. Hinzu kamen die Einrichtung der Arbeit von zu Hause aus sowie die Verlangsamung von Kommunikation und Prozessen, weil man das Kollegium nicht auf dem kurzen Dienstweg erreicht. Ende des Jahres habe ich trotzdem nur noch halb so viele Überstunden wie zu Beginn und das freut mich ungemein.
Die geringe Menge mehr an Freizeit habe ich aber nicht ausschließlich meinen Zielen gewidmet, sondern Einrichtung und Renovierungsarbeiten der Wohnung, der Umgewöhnung an die neue Situation und ja, tatsächlich auch einer bewussten Entschleunigung. Das genoss ich sehr. Gleichwohl schaffte ich während des ersten Lockdowns doch Einiges, realisierte aber auch, dass mir ohne die Einschnitte in das öffentliche Leben durch die Pandemie wesentlich weniger Freizeit zur Verfügung gestanden hätte – noch weniger.
Raum für Fehlschläge lassen
Erfahrungsgemäß setze ich mir meine Ziele gern so, als würde ich so reibungslos wie eine Maschine funktionieren. Das gilt allerdings weder für mich, noch meinen Alltag. Irgendetwas kommt immer dazwischen; so viel habe ich beim Projektmanagement in den letzten Jahren schon gelernt.
Selbst wenn ich einen Pausentag pro Woche einplane, genügt das selten als Puffer. Denn einerseits ist ein Pausentag überhaupt nicht als solcher angelegt, schließlich möchte ich mich am Pausentag ja erholen. Außerdem grätscht das Leben ja nun nicht ausgerecht am Pausentag dazwischen. Manchmal werde ich einfach nicht von der Muse geküsst. Gelegentlich gewinnt der innere Schweinehund selbst bei der größten Disziplin. Oft komme ich auch einfach nur geschafft nach Hause und möchte entspannen, zur Abwechslung mal nichts tun.
Die wenigsten Vorhaben klappen beim ersten Anlauf. Aller Fortschritt bedarf einer Entwicklung mit lehrreichen Rückschlägen auf dem Weg. Dafür braucht es aber auch Raum. Mittlerweile verstehe ich es als Kunst, das richtige Maß zu finden, sodass ich mich zwar nach meinen Zielen strecken muss, aber mich dafür auch nicht zerreiße. Nicht zu viele Ziele auf einmal zu verfolgen, hilft dabei meines Erachtens ungemein.
Wofür all die Quoten und Ziele?
Den Zweck für all die Quoten und Ziele habe ich bereits einmal erläutert. Da 2020 jedoch äußerst viel Anlass für Reflexion bot, hinterfragte ich mein Vorgehen an einigen Stellen noch mal: Wozu führe ich so viele Quoten? Genügten nicht auch weniger? Stimmt meine Metrik je Quote?
So passte ich im Laufe des Jahres nicht nur einige davon an, sondern unterließ die Dokumentation einiger Areale sogar komplett. Stattdessen beschränkte ich mich fortan nur noch auf die wichtigsten. “Doppelte Buchführung” versuchte ich zu vermeiden, wo es nur ging. Schließlich bedeutet mehr Dokumentation auch mehr Arbeit am Ende des Jahres, um alles auszuwerten. Die Rückfrage an mich selbst, ob ich meine Zeit nicht lieber produktiver nutze, ließ mich in der Hinsicht einiges streichen. Dieses Jahr werde ich noch einen Schritt weiter gehen und mich von noch mehr Quoten verabschieden. Stattdessen werde ich mich auf die wesentlichen Säulen meiner Gesundheit fokussieren. Außerdem werde ich die Dokumentation digitalisieren, um die Auswertung automatisiert erfolgen lassen zu können.
Doch zurück zu 2020. Zum Ende des Jahres maß ich noch folgende Quoten:
Schlaf
Auch 2020 wollte ich wieder jede Nacht zumindest 7,5 Stunden schlafen. Als Quote räumte ich mir dabei schon einen gewissen Raum für Fehlschläge ein, sodass ich mich mit 90% der Nächte als Zielquote begnügte. Am Ende des Jahres gelang mir das zwar nur in 81,73% der Nächte, doch im Vergleich zum Vorjahr (Quote: 66,19%) sehe ich das dennoch als Erfolg.
Außerdem interessant finde ich, welche Monate besser und schlechter liefen, wenn ich mir die Zahlen mal als grafische Darstellung anschaue: Markant schlechter liefen Februar, Juni, Juli, August und Dezember. Im Rückblick kann ich den wenigen Schlaf auch jeweils auf konkrete Ursachen zurückführen, namentlich die finalen Züge zweier größerer Projekte, die auf der Berlinale liefen im Februar, die Anfertigung des Geburtstagsgeschenks zum Ehrentag meines Partners im Juni, die Sommermonate als solche mit ihren kurzen Nächten sowie der Endjahrestrubel und die Herstellung des Geschenkes zum Jubiläum meiner Mutti im Dezember.
Im neuen Jahr werde ich mit diesem Wissen hoffentlich besser vorsorgen können und so mein Schlafziel heuer erreichen. Die Zielquote von 90% behalte ich bei, denn Schlaf zeichnet sich als ein wesentlicher Faktor für ein gesundes und glückliches Leben verantwortlich.
Ernährung
2020 stand wieder einmal im Zeichen meiner veganen Ernährung, sodass ich sogar einen veganen Monat durchzog. Mein Ziel bestand darin, über das Jahr verteilt nur jeweils an zwei von sieben Tagen tierische Produkte zu verzehren, was einer Zielquote von 71,43% entspräche. Betrachtet man die nachfolgende Grafik, lässt sich hervorragend ablesen, wann mein veganer Monat stattfand.
Außerdem dürfte daraus hervorgehen, dass nach März meine Quote sprunghaft anstieg. Woran das liegt? An einem Wechsel meiner Metrik. In den ersten drei Monaten stellte ich fest, dass es bei veganer Ernährung überhaupt keinen Sinn ergibt, den Erfolg tagesweise zu betrachten, wie ich es anfangs einführte. Denn unabhängig davon, ob ich den ganzen Tag tierische Produkte in mich reinstopfe oder nur eine Scheibe Käse esse, würde der Tag als verloren gelten.
Deshalb wechselte ich im April dazu über, meine Mahlzeiten statt der Tage zu beurteilen und zählte jeweils, wie viele der Mahlzeiten aus der Gesamtmenge heraus vegan waren. In Summe wirkt sich das dann tatsächlich auch auf das Gesamtergebnis aus.
Unabhängig von der Zählweise habe ich die gewünschte Quote über das Jahr gesehen nicht erreicht. Das lag teilweise auch an der Gastritis, die mich mehrere Monate begleitete. An einem gewissen Punkt war mir die Quote schlichtweg egal, weil ich über alles froh war, das ich überhaupt essen konnte. Das gipfelte schließlich im Oktober, in welchem ich die Dokumentation komplett ignorierte, um mich zunächst darauf zu konzentrieren, wieder zu Kräften zu kommen.
Für das neue Jahr behalte ich die Zielquote bei. Momentan hat bei mir zwar vordergründig Priorität, dass zunächst die Mehrheit meiner Mahlzeiten vegan wird, doch über das Jahr gesehen, hatte ich das im Grunde bereits erreicht – wenn auch nur knapp. Zeit also, das ein wenig auszubauen!
Was die Rezepte anbelangt, habe ich zwar einige neue Rezepte probiert (insbesondere auf der Suche nach dem perfekten für vegane Pancakes!), allerdings überhaupt nicht alles dokumentiert. Ob es nun 15 Rezepte waren oder nicht, interessiert mich mittlerweile aber ehrlich gesagt auch überhaupt nicht mehr. Neue Rezepte probiere ich, wenn mir danach ist. Viel lieber verfeinere ich welche, die ich bereits kenne. #loslassen
Trinkmenge
Eng verknüpft mit der Ernährung und ebenso wichtig ist die Bewässerung des Körpers. Leider vernachlässigen wir diesen Baustein unserer Gesundheit allzuoft – auch ich. Von meiner Zielquote war ich das gesamte Jahr hinweg über recht weit entfernt. Die Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr (49,50% in 2020 gegenüber 47,64% in 2019) fällt auch äußerst gering aus. Hier gibt es also noch sehr viel Luft nach oben, weshalb ich die Zielquote von 80% für 2021 beibehalte.
Sport
In Vorbereitung auf den Marathon und zum Erhalt meiner körperlichen Fitness strebte ich 2020 an, an 85,71% der Tage Sport zu treiben. Außerdem wollte ich besagten Marathon auch laufen. Weder das eine, noch das andere ist gelungen: Der Marathon in Frankfurt, für den ich mich angemeldet hatte, wurde aufgrund der Pandemie abgesagt. Entsprechend haperte es ein wenig an einem motivierenden Ziel, auf das ich hinarbeite. Außerdem waren die Fitnessstudios einen Großteil des Jahres geschlossen und die bereits angesprochene Gastritis hat sich ebenfalls negativ auf mein Trainingsverhalten ausgewirkt. Da wirkten auch meine Übungen zu Hause nicht entgegen.
Für 2021 bin ich bereits wieder für den Marathon in Frankfurt angemeldet, insofern steht er wieder auf dem Programm. Die Sport-Zielquote reduziere ich für 2021 auf 57,14%. Das entspricht vier von sieben Tagen in der Woche und liegt immer noch höher als mein Gesamtergebnis von 51,08% aus dem letzten Jahr. Zu Beginn dessen bin ich äußerst ambitioniert an die Sportquote herangegangen und hatte jeweils nur einen Ruhetag eingeplant. Allerdings arbeiten sowohl mein Lohnarbeitsleben als auch meine kreativen Privatprojekte und Bildungsziele gegen dieses Ziel. Bei der Quote von 2020 durfte echt nichts schiefgehen, denn tanzte nur ein Tag aus der Reihe, war der Trainingsplan inklusive Ruhetag hinfällig. Was nützt es, wenn dann gegebenenfalls plötzlich 12 Tage Sport aufeinander folgen “müssen”, weil ich wegen Überstunden an Tag 1 nicht zum Sport kam? Meinem Körper jedenfalls nichts. Im neuen Jahr möchte ich mir da mehr Spielraum für Fehlschläge einräumen, denn irgendwas verläuft immer außerplanmäßig.
Kreativität
Die Kreativitätsquote habe ich im Laufe des Jahres aufgegeben, als ich bemerkte, dass ich sie überhaupt nicht benötige. Denn ich hatte ja sehr konkrete andere Ziele:
- 52 neue Blogartikel schreiben und veröffentlichen ✓ (Geschafft: 52)
- 12 neue Podcast-Episoden aufnehmen und veröffentlichen 𐄂 (Geschafft: 10)
- 1 neues Drehbuch schreiben 𐄂 (Geschafft: 0)
Dahinter verbargen sich natürlich insgeheim schon Quoten, beispielsweise ein Blogpost je Woche oder eine Podcast-Episode je Monat. Dass es mit den Podcast-Episoden nicht ganz geklappt hat, lag sowohl an technischen Problemen als auch der Pandemie. Auch hier gilt wieder das Prinzip für den Raum für Fehlschläge. Hätte ich das von vornherein eingeplant, hätte ich jetzt sogar einen Haken mehr setzen können. ;) Eine Live-Episode von Tee in der vierten Dimension fand zwar auf Instagram statt, ging im Anschluss jedoch unwiederbringlich verloren. Zwei weitere Male machten uns vereitelten organisatorische Probleme im Zusammenspiel mit Pandemieverordnungen unsere Aufnahme, also ließen wir die beiden aus. Dennoch empfand ich den Gemeinschaftspodcast als gelungenes Projekt, dessen anregende Diskussionen mir fehlen werden. Nun, da das Projekt abgeschlossen wurde, gönne ich mir eine Pause vom Podcasten und widme mich anderen Projekten.
An erster Stelle: Das Drehbuch. 2020 habe ich nicht eine Seite geschrieben. Nicht eine einzige! Ideen habe ich viele produziert und niedergeschrieben. Doch damit gewinnt man ja noch keinen Preis. ;) Dieses Jahr möchte ich dem dafür meine Priorität geben und verschreibe mich voll und ganz dem Schreiben. #punintended
Für den Blog erhöhe ich auf 60 Artikel. Weiteren Kreativprojekten nehme ich darüber hinaus mich erst an, wenn ich das Drehbuch geschrieben habe – sonst wird das nie etwas.
Lernen
Auch hier habe ich die tägliche Quote aufgegeben, weil meine übrigen Ziele präzise genug erschienen – abgesehen von den Wörtern auf Hebräisch. Denn diese Sprache basiert derart ausgeprägt auf Wortstämmen, dass es mir nicht mehr gelingt, zu unterscheiden, welches nun ein eigenständiges Wort bildet und was nur eine grammatikalische Abwandlung in Form von Deklination oder Konjugation darstellt. Ein vereinfachendes Beispiel aus der deutschen Sprache: gebären stellt ein Verb im Infinitiv dar, Geburt ist das zugehörige Subastantiv, welches über denselben Wortstamm verfügt. Handelt es sich hier um zwei Wörter oder im Grunde ein und dasselbe? Wie verhält es sich dann bei geboren? Eigenes Wort oder schichtweg das 2. Partizip? Außerdem erwies sich die Zählung der Wörter als unnötige Zeitaufwendung, die ich lieber in das Sprachstudium investiere. Als sinnvollste Quote erscheint mir hier mittlerweile die aufgewandte Zeit pro Woche. Von anderthalb Stunden Unterricht je Woche ausgehend, würde ich im neuen gern zumindest jede Woche gern weitere 90 Minuten in das Sprachstudium zu Hause investieren, also jede Woche drei Stunden Hebräisch lernen.
Doch das war ja nicht das einzige, was ich für meine Bildung tun wollte:
an 80% der Tage an meinen Lernzielen arbeiten(gestrichen siehe oben)- 12 Bücher lesen (davon 6 fiktional, 6 non-fiktional): Lediglich sechs Bücher habe ich geschafft, davon je 3 fiktional und 3 non-fiktional.
- 60 Filme schauen ✓
- 10 Serienstaffeln schauen ✓
- 4 Perfomances auf Bühnen besuchen (Konzert, Theater, etc.): Corona wegen nur drei live
- 4 Museen oder Ausstellungen besuchen: Corona wegen nur zwei
- 4 neue Regionen in der Welt erkunden ✓ (Budapest, Bratislava, Wien, Benediktbeuern & Umgebung, Erfurt, Bamberg, die Fränkische Schweiz sowie Greifswald, Rügen & Stralsund)
1830 neue Wörter in Hebräisch lernen(gestrichen siehe oben)
Wie es um meinen Kulturkonsum im letzten Jahr im Detail bestellt war, kannst du diesem Beitrag entnahmen. Generell hinterfrage ich meinen Bildungswillen über den Konsumweg. Geht Bildung überhaupt ohne vorherigen Konsum? Für die tatsächliche Bildung gehört meiner Meinung nach auch die anschließende geistige Auseinandersetzung mit dazu. Bei Büchern passiert das bei mir automatisch, weil beim mir im Kopf ein reges Feuerwerk an Assoziationen entfacht wird, wenn ich sie lese. Bei Filmen und Serien hingegen kann es schnell zum Berieseln-lassen verkommen.
Um dem entgegenzuwirken belasse ich es heuer nicht beim bloßen quantitativen Ziel, sondern strebe in erster Instanz eine inhaltliche und gestalterische Auseinandersetzung mit dem Gesehenen an. Im Kino geschieht das berufsbedingt bei mir auch oft, aber nicht in der Ausführlichkeit, wie ich sie seit dem Studium vermisse. Hast du dir einen Film schon mal bewusst ohne Ton angeschaut und dann lediglich auf ein bestimmtes Merkmal wie Schnitte, Kameraführung oder Bildgestaltung hin untersucht? Das eröffnet völlig neue Welten, erfordert aber entsprechend nicht nur Zeit, sondern allem voran die Ausdauer, einen Film mehrfach zu schauen. Das halten nicht alle aus.
Ob der ungewissen Zukunft des heurigen Kinoprogramms setze ich mir deshalb zur Abwechslung mal bewusst kein quantitatives Ziel für Filme und Serien. Stattdessen möchte ich dieses Jahr drei ausgewählte Filme komplett zerlegen.
Die übrigen bildungsrelevanten Quoten streiche ich dieses Jahr. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Vier neue Regionen in der Welt zu erforschen, hat sich wiederkehrend als Kinderspiel für mich herausgestellt. Allerdings hege ich schon seit Jahren den Wunsch, endlich mal eine längere Kajaktour zu unternehmen. Also nehme ich stattdessen die als Ziel auf.
- 12 Bücher sind als Wert nicht sehr aussagekräftig, denn es gibt dicke und dünnere. Auch über die Qualität eines Buches sagt es gar nichts aus, geschweige denn, ob es mich weiterbringt.
- Was Museen, Ausstellungen und Veranstaltungen betrifft, liegt es momentan gar nicht in meiner Hand, denn ob überhaupt irgendetwas stattfindet, hängt heuer in erster Instanz von den Entwicklungen der Pandemie und den daraus resultierenden Verordnungen ab. Davon möchte ich den Erfolg meiner Ziele aber nicht abhängig machen.
Muskelgedächtnis
Huch, war was? Eigentlich bestand mein Plan darin, Kartentricks, Jonglage, Stricken oder das Spielen am Harmonium in meine tägliche Routine zu integrieren. Damit scheiterte ich komplett; das Vorhaben erwies sich 2020 als kompletter Reinfall. Mit einer erzielten Misserfolgsquote von 0,67% über das komplette Jahr, verschwende ich lieber gar nicht erst Zeit darauf, das grafisch dazustellen und streiche dieses Ziel für 2021 komplett. Offensichtlich liegen meine Prioritäten gerade anderweitig.
Sparen
2020 wollte ich 10.000€ sparen. Im Laufe des Jahres wurde mir bewusst, dass es sich empfiehlt, auch genauer zu spezifizieren, wann Geld eigentlich als gespart gilt: Zwar legte ich regelmäßig etwas zur Seite, doch andererseits gab ich für Reisen oder den lang gehegten Traum des Kajaks einen Teil der langfristigen Sparreserven auch wieder aus. Gilt Geld nur dann als gespart, wenn ich auch jederzeit rankomme? Wie verhält es sich mit Geld, das mir andere Menschen schulden? Fragen über Fragen. Letztlich habe ich mich wie folgt entschieden:
- Die Sparziele vorheriger Jahre interessieren mich im laufenden Jahr nicht mehr. Insofern sind sie nutzbar für die Erfüllung langfristiger Wünsche.
- Nicht antastbar erachte ich hingegen das Geld für meine Altersvorsorge – abgesehen von Anlagen. (Die Investition in Eiscreme für meinen persönlichen Genuss gilt nicht als solche… ;))
- Auch gebundenes Geld erachte ich als gespart, denn andernfalls wären meine Ersparnisse dazu verdammt, auf einem Girokonto rumzugammeln und an Wert zu verlieren.
Auch in 2021 möchte ich wieder 10.000€ meiner Einnahmen sparen. Allerdings möchte ich dieses Jahr nun auch endlich damit anfangen, das Geld zu investieren, um Wertverlusten entgegenzuwirken. Das Thema moralisch vertretbare Geldanlagen halte ich für keinen leichten Tobak. Entsprechend rechne ich damit, einige Zeit in die Recherche zu stecken.
Pünktlichkeit
2020 wollte ich pünktlicher werden. Auch hier lässt sich ein Knick feststellen: Im April begann ich mich verstärkt auf meine Pünktlichkeit zu fokussieren. Die Ergebnisse sprechen für sich.
Außerdem änderte ich ab Juli meine Zählweise, denn wie schon bei der veganen Ernährung auch, ergibt es auch bei der Pünktlichkeit keinen Sinn, die Quote tagesweise zu betrachten. An Tagen ohne Termine, schaffe ich es logischer Weise, immer pünktlich zu sein. Tatsächlich ertappe ich mich dabei, diesen Mechanismus auch auszunutzen, indem ich bewusst konkrete Termine meide. Darin liegt nicht Sinn und Zweck der Sache, aber es lehrt mich auch hier: Weniger ist mehr – bei weniger Terminen erweist es sich als leichter, diese auch einzuhalten, als wenn man von einem zum nächsten hetzt.
Deshalb ging ich ab Juli dazu über, meine Pünktlichkeitsquote nach Terminen zu zählen. Das reduzierte Gesamtergebnis fällt zwar schlechter aus als das der kombinierten Zählweise über das komplette Jahr, liegt meines Erachtens aber näher an der Wirklichkeit. Unabhängig von der Zählweise habe ich meine Zielquote nicht erreicht. Grund genug, im neuen Jahr stärker daran zu arbeiten! Entsprechend lasse ich die Zielquote unverändert.
Neue Ziele für 2020
Neues Jahr, neue Ziele – das behalte ich bei. Allerdings beschränke ich mich heuer aus den am Anfang des Beitrags genannten Gründen auf wesentlich weniger als im Vorjahr, um mir selbst auch mehr Fokus zu erlauben. Schon seit vielen Jahren sehne ich mir mehr Fokus herbei, doch mehr Ziele bedeuten automatisch mehr Zerstreuung. Deshalb fokussiere ich mich heuer auf ein Ziel je Monat. Einen Monat habe ich frei. Einen Monat baue ich als Puffer ein. Hier sind also einmal zusammengefasst meine zehn Ziele für 2021:
- 1 Drehbuch schreiben
- Marathon absolvieren
- Zu 95% der Termine pünktlich sein
- An 90% der Tage mindestens 7,5h schlafen
- An 80% der Tage mindestens 3,5l Flüssigkeit zu mir nehmen
- 60 neue Blogartikel verfassen
- Eine mindestens einwöchige Kajaktour unternehmen
- 3 Filme auf ihre gestalterischen Aspekte hin untersuchen
- Wöchentlich drei Stunden in mein Hebräischstudium investieren
- Mindestens 20.000€ anlegen. (10.000€ habe ich vom Vorjahr, die übrigen 10.000€ wollen noch gespart werden.)
An den neuen Zielen dürften einige Punkte besonders ins Auge fallen, deshalb dazu noch folgende Anmerkungen:
- Meine Ziele habe ich heuer radikal eingekürzt, um mich auf die größten Herausforderungen zu konzentrieren, an denen ich anderweitig scheitern könnte. Entsprechend habe ich Ziele gestrichen, die mir in den vergangenen Jahren besonders leicht fielen.
- Dabei habe ich bewusst Ziele gewählt, deren Erfolg nicht von äußeren Faktoren abhängt.
- Erstmals verwende ich für meine Ziele eine Hierarchie. Die Top 3 werden mich heuer am meisten beschäftigen und auf Trab halten. Direkt im Anschluss habe ich gesundheitliche Ziele gesetzt, denn ohne sie geht nichts. Ursprünglich wollte ich diese an die Spitze setzen, denn was geht schon über meine Gesundheit? Dagegen entschieden habe ich mich, weil es in Ordnung geht, wenn ich in Ausnahmefällen mal weniger schlafe oder nur zwei statt dreieinhalb Liter Wasser trinke, um die anderen Ziele zu erreichen. Nur zur Gewohnheit sollte das nicht werden.
- Prinzipiell habe ich Aktion über Konsum gestellt. Daraus resultierte auch die Streichung sämtlicher “Konsum-Ziele”.
- Einige Quoten verfolge ich zwar im Hintergrund weiter, betrachte sie aber eher als Mittel zum Zweck. Der regelmäßige Sport wird mir helfen, fit genug für den Marathon zu sein und stellt unter diesem Aspekt eine Notwendigkeit dar.
Welche Ziele verfolgst du dieses Jahr? Und wie gewährleistet du, dass du sie erreichst? Teile es gern in den Kommentaren.
Alles Liebe
Philipp
Dieser Beitrag ist Teil der Reihe Ziel-Rapporte.
Mari/a
04/02/2021 — 14:52
Wow, eine beeindruckend umfangreiche Buchführung. Danke, dass du uns daran teilhaben lässt. Es bewegt dazu, die eigenen Ziele und Themen noch einmal zu überdenken.
Besonders hängen geblieben bin ich an deiner Überlegung, Kulturgut nicht nur zu konsumieren, sondern auch selbst zu reflektieren und zu be/verarbeiten. Hier besteht bei mir sicher noch viel Spielraum.
Bei Büchern denke ich oft, dass ich mehr Notizen machen sollte oder mich stärker darüber austauschen. Und gerade Serien werde ich wohl oft nicht gerecht, wenn ich sie sehr schnell und am Stück “binge-watche”
Mal sehen, was sich da so machen lässt
Philipp
04/02/2021 — 19:06
Hallo Mari,
vielen Dank für die Rückmeldung! Das geschieht ehrlich gesagt nicht ganz uneigennützig, denn ich so lasse ich das Jahr noch einmal Revue passieren und verorte sowohl mich als auch meine Ziele neu.
Bei Büchern habe ich vergangenes Jahr schon mal probiert, mir Notizen zu machen. Aber wirklich wirkungsvoll haben sich nur Zitate für mich erwiesen.
Lieber Gruß aus Berlin
Philipp