So spät war ich mit dem Herbstrückblick wohl noch nie dran. So viel zu tun, so wenig Zeit – man kennt das ja. Aber besser spät als nie! An Höhepunkten fehlte es mir im Herbst jedenfalls wahrlich nicht.

+ ANALOG +

Endlich mit dem Kajak reisen

Über ein Jahr lang hatte ich es mir schon vorgenommen, bis es schließlich im Oktober endlich geklappt hat: Eine einwöchige Reise mit dem Kajak. Gewählt habe ich die Befahrung der Moldau und Elbe von Prag bis Dresden. Wie es mir dabei erging, kannst du hier nachlesen.

Foto Mein Kajak auf der herbstlichen Moldau
Mein Kajak auf der herbstlichen Moldau

Endlich mal wieder in der Zweitheimat

Direkt im Anschluss an die Kajaktour fuhr ich mit zwei Freund*innen in meine Zweitheimat Osttirol, wenngleich dieses Mal auch nicht in den Defereggen, sondern nach Kals am Großglockner. Es tat mir wirklich gut, an der frischen Bergluft, reich an Zirbenduft, durchzuatmen.

Die Bewirtung unserer Gastgeber*innen tat ihr übriges dazu, denn die Kost war nicht nur reichlich und reichhaltig, sondern auch lecker, sodass wir für unsere Wanderungen gut gestärkt waren. So erklommen wir das Figerhorn (2.743m) und den Weißen Knoten (2.865m), welche beide gut von unserer Unterkunft aus zu erreichen waren. Dass wir unterwegs auch noch in den Hütten, teils auch mehrfach, einkehrten, brauche ich wohl nicht erst zu erwähnen. In den Defereggen hat es uns schießlich doch noch verschlagen, denn auch die Seespitze (3.021m) bestiegen wir. Ungeachtet dessen, dass sich in den letzten Jahren doch einiges im Tal geändert hat, wurden so einige Kindheitserinnerungen wach!

Außerdem begeisterte mich die Umgebung in mir unbekanntem Gewand: Nachdem ich zuvor stets nur während des Sommers in den Alpen war, sah ich nun erstmals die Berge in buntem Zirbenkleid und mit Schnee in den Spitzen gepudert. Ohne zu übertreiben, kann ich sagen: Der Sommer ist den Bergen ist schon schön, doch der Herbst ist zauberhaft!

Endlich mal wieder Stadtführungen

Ehrlich gesagt bin ich nie ein riesiger Anhänger von Stadtführungen gewesen und belese mich zumeist selbst. Doch diesen Herbst ergab sich dann doch die eine oder andere und jede war für sich besonders:

Der Verein Berliner Unterwelten bietet wortwörtlich Touren in die Unterwelt der Stadt an und veranschaulicht so ihre Geschichte. Im Herbst nahm ich bereits zum zweiten Mal an einer ihrer Touren teil und war wieder total begeistert.

Zum Festival of Lights waren wieder die Wahrzeichen Berlins mittels Projektionen in illustre Farbenkleider gehüllt. Währenddessen kann man auch an geführten Touren zur Geschichte Berlins teilnehmen und bekommt so neben Infos zu den Lichtkünstler*innen auch noch ein bisschen Wissen um die historische Mitte der Stadt vermittelt.

Schließlich nahm ich im Rahmen einer Geburtstagsfeier noch an einer Führung zum Berlin der 1920er Jahre teil. Markenzeichen der Tour war die Verwendung von Tablets, um unterwegs mit Bildern und Videos zu veranschaulichen, wie die Stadt vor etwa hundert Jahren aussah. Wer sich jedoch für das Thema interessiert und bereits selbstständig etwas Wissen angeeignet hat, kennt einen Großteil des eingesetzten Materials bereits. Persönlich fand ich die Nutzung der Tablets eher schwierig, weil so kein rechter Fluss in die Führung kam. Das muss doch auch immersiver gehen… 🤔

Eine Scheune voll Retro

Auf einem weiteren Geburtstag lernte ich eine komplett andere Art von Geschichte kennen, denn ich fand mich in einer Scheune voller alter Spielgeräte wieder. Restaurierte Flipper, Billiard, Darts, Glücks- und Spielautomaten, eine Amiga und mehr warteten darauf, bespielt zu werden.

Micha, sozusagen der Mann dahinter, ist Elektroingenieur und hat sich diese neue Leidenschaft erst jüngst angeeignet. Da pandemiebedingt viele Spielhallen schließen mussten, war es vergleichsweise leicht, an die alten Maschinen zu gelangen. Mit seinen beruflichen Kenntnissen, Geschick und Geduld verlieh er ihnen wieder den alten Glanz und vor allem ihre Funktionalität.

Mit seiner Leidenschaft und seiner sympathischen Art steckt er auch leicht an. Doch sei gewarnt: Man braucht auch etwas Platz für dieses Hobby. Denn solch ein auseinander genommener Flipper kann schon mal das komplette Wohnzimmer in Anspruch nehmen.

Foto Berliner Dom mal anders
Berliner Dom mal anders

– DIGITAL –

Ein Leben ohne Google

Moritz Tremmel lebt seit mehr als 15 Jahren ohne die allgegenwärtigen Dienste von Google. Bei mir dürfte das ähnlich aussehen, weil ich den Dienst bereits seit über zehn Jahren vermeide wo immer möglich. Das ist in meinem Fall leider nicht immer gegeben, beispielsweise wenn im beruflichen Kontext von Seite der Kundschaft aus die Nutzung von Googles Plattformen und Diensten erwünscht ist.

Auch bin ich mir dessen bewusst, dass die Nutzung von YouTube ebenfalls Google und seine gewinnmaximierenden Algorithmen unterstützt. Ein weiterer Grund, warum ich meinen Kanal komplett eingestellt habe. Google Maps nutzte ich lange mangels Alternativen. Und wenn ich mich in meine Kindheit zurückbesinne, fällt mir noch eine Unterrichtsstunde ein, in der uns die Verwendung von Google beigebracht wurde. Von nicht vorhandenem Datenschutz war damals noch nicht die Rede. Stattdessen wurde es als nützliches Werkzeug präsentiert, zu dem es damals scheinbar noch keine Alternative gab. An dieser Stelle möchte ich allerdings auch daran erinnern, dass manche Menschen lange Zeit dachten, die Seite von AOL sei das Internet. Und auch heute noch gibt es Menschen, die statt URLs in der Adressleiste einfach Suchbegriffe eingeben und sich dann zur gewünschten Internetseite durchklicken.

Doch das Bild vom nützlichen Werkzeug in der weißen Weste hat sich schon längst gewandelt. Deshalb kann ich gar nicht anders, als die Nutzung von Googles Diensten privat zurückzuschrauben, wo immer mir das möglich ist. Jedoch bin ich nicht komplett von Googles Radar verschwunden. Denn auch die E-Mails, die ich von meinem Nicht-Google-Mail-Account an Nutzende des Suchmaschinen-Giganten versende, werden, ob ich es möchte oder nicht, von ihm gelesen.

Wie gehst du mit Googles Diensten um?

Überraschung im Supermarkt

Wer hier schon länger mitliest, weiß, wie sehr ich Plastik im Allgemeinen und Kunststoffmüll im Besonderen verabscheue und mich entsprechend bemühe, es zu vermeiden. Von daher wurde ich durch diesen Artikel überrascht, welcher in Frage stellt, ob plastikfrei mit nachhaltiger gleichzusetzen sei.

Betrachte ich die Auswirkungen von Kunstoffen in der Umwelt, scheint die Antwort recht klar zu sein, denn ich kann stets auf biologisch abbaubare Alternativen zurückgreifen oder ohne Verpackungen auskommen. Doch der Artikel zweifelt insbesondere Letzteres als sinnvolle Option an, da sich die Lebensmittelverschwendung bei Produkten ohne Verpackung erhöhen soll. Zusätzlich stellt sich außerdem die Frage, wie viele Ressourcen (Material, Energie, Wasser) für die jeweiligen Verpackungen und die Gewinnung der Ressourcen verbraucht werden.

Mir zwängt sich an dieser Stelle zwangsläufig die Frage auf, wie das denn eigentlich früher funktionierte, als es noch gar keine Einwegverpackungen gab, beispielsweise in der römischen Antike. Natürlich waren auch damals Lebensmittel von Motten und dergleichen befallen, weshalb insbesondere lange Transportwege für Lebensmittel unpraktisch waren. Doch vielleicht würde ja genau dieser Ansatz einiger unserer Probleme lösen: Kürzere Transportwege weil wir uns lange Transportwege nicht leisten können. Doch von Urban Farming sind wir dann doch noch recht weit entfernt. Ohne vermag ich es mir ehrlich gesagt nicht so recht vorzustellen.

Wahre Größe

… zeigt die Autorin dieses Artikels. Selbst brauchte ich mir darum bisher noch keine Gedanken machen, da ich noch nie aufgrund meiner Körpergröße abgelehnt oder diskriminiert wurde. Allerdings bin ich wohl auch durchschnittlich hoch gewachsen.

Jedoch habe ich mich bereits häufiger gefragt, ob es im Alltag nicht viel praktischer ist, klein zu sein. Denn als kleine Person kann ich technische Hilfsmittel nutzen, um an höher gelegenes zu kommen. Doch als große Person finde ich unmöglich in kleinen Nischen Platz. OK, das mit dem Alltag war womöglich etwas fehlplatziert, denn wie oft verstecke ich mich schon in kleinen Nischen?

# FOKUS #

Loslassen. Im Herbst begriff ich, dass ich wohl kaum eines meiner für das Jahr vorgenommene Ziele erreichen werde. Und selbst damit scheiterte ich, denn immer wieder unternahm ich hier und da noch einen Versuch, obwohl vollkommen klar war, dass es mir vor allem an einem fehlt: Zeit. Daraus ergab sich schließlich auch mein Jahresmotto für 2022.

Foto Defereggen im Herbst
Defereggen im Herbst

// DIE AUSSICHTEN FÜR DEN WINTER 2022 //

Nun ist der Winter selbst schon fast zur Hälfte vorüber und obwohl die Wintersonnenwende schon weit hinter uns liegt, fühlen sich die Tage immer noch sehr kurz, grau und dunkel an. Die Feiertage sind zwar bereits passé, doch es bleibt noch ein Lichtblick am Ende des Winters: Das Entdecken meiner Zweitheimat im Winter.

Welchen Zauber hat dir der Herbst gebracht? Teile es gern in den Kommentaren.

Alles Liebe
Philipp

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe Handverlesen.